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-- Kubanbrückenkopf (http://www.vksvg.de/thread.php?threadid=3930)


Geschrieben von ak365 am 11.07.2008 um 17:05:

  Kubanbrückenkopf

Hallo,
ich wuerde gerne eine geographische Eingrenzung machen, komme aber bisher nicht wirklich weiter.

Auf einem Sterbebildchen eines Soldaten die Rede ist von "schweren Kämpfen am Kubanbrückenkopf am 26.7.1943 gefallen". Der Soldar war wohl im 55. Infanterie Regiment, welches Teil der 17. Infanterie Division war. Laut dem Lexikon der Wehrmacht war die Gefechtsstellung dieser Division Ende Juli 1943 am Mius.

In das Gebiet des Mius Teil des Kubanbrückenkopf? Ich wuerde annehmen, dass der Kubanbrückenkopf eher suedlich (400km) am Kuban war. Oder steht der Begriff Kubanbrückenkopf eher symbolisch fuer die ganze Region?

Danke fuer Hinweise.



Geschrieben von Bernhard_63 am 11.07.2008 um 20:06:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo ak365,

hier die Frontlage am 19. Juni 1943:

http://www.gutenberg-e.org/esk01/maps/LageOst19Jun43b_lg.jpg

a) Den eigentlichen Kubanbrückenkopf findest Du "unten" ostwärts der Krim.

b) Die 17. ID findet sich am "oberen rechten Ende" des Assowschen Meeres, nördlich von Taganrog, ostwärts der "XXIX."

Z. T. wurden in Krisenlagen auch Einheiten in Batallionsstärke eingeflogen, evtl. auch in den Kubanbrückenkopf.

Hast Du außer dem Sterbebildchen noch andere Informationen?

Gruß

Bernhard



Geschrieben von Bernhard_63 am 11.07.2008 um 20:33:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo ak365,

zur Ergänzung:

Vom 16. bis 27. Juli 1943 kam es in der "vierten Schlacht im Kubanbrückenkopf" zu schweren Kämpfen im Raum zwischen Noworossisk und Kiewskoje.

Gruß
Bernhard



Geschrieben von ak365 am 11.07.2008 um 22:37:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo Bernhard,

das geht ja schnell und umfangreich! Danke, auch speziell für die Karte!

>wurden in Krisenlagen auch Einheiten in Batallionsstärke eingeflogen, evtl. auch in den Kubanbrückenkopf.

Das könnte eine Erklärung sein.


Habe vom Volksbund Kriegsgräberfürgorge noch als Todes/Vermisstenort die Angabe "Sanko.1/198 H.V.Pl. in Michailowsky."

Ich vermutete zuerst, dass es sich dabei um Mikhaylovskiy im Donets'ka Oblast handelt, da es in der Region der Mius liegt. Könnte daher der Hauptverbandsplatz gewesen sein.

Dieses Mikhaylovskiy liegt rund 15 Km südlich von Horlivka und 16 Km westlich von Karlo-Marsove.

Sagt Dir das Sanko.1/198 was?



Geschrieben von Bernhard_63 am 11.07.2008 um 23:58:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo ak365,

a) ich würde das als Hauptverbandsplatz der Sanitätskompanie 1/198 lesen. Diese gehörte zur 98. ID. Diese war an den oben erwähnten schweren Kämpfen auf dem Kubanbrückenkopf entscheidend beteiligt.

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanteriedivisionen/98ID.htm

b) In dem Buch „Kampf und Ende der fränkisch-sudetendeutschen 98. Infanterie-Division“ (von Martin Gareis, Edition Dörfler im Nebelverlag GmbH, Eggolsheim) findet sich auf Seite 306 eine Karte.

Auf dieser glaube ich im Gefechtsstreifen der 98. ID ganz klein eine Ortschaft „Michailowskij“ (o. ä.) zu erkennen.

Die Ortschaft scheint es heute nicht mehr zu geben. Auf dieser Karte http://maps.google.com/maps?z=9&q=44.9250,37.9975+(Krymsk) läge sie ziemlich genau in der Mitte zwischen Gladkovskaya und Kiyevskoye.

c) In dem Buch wird auf Seite 294 berichtet, dass die 98. Infanterie-Division im Kubanbrückenkopf am 26. Juni 1943 „2500 Mann Ersatz, die zu fünfzig Prozent aus Franken stammen,“ erhielt.

Die 17. ID war ja auch eine „fränkische“ Division. Es wäre gut möglich, dass „unser“ Gefallener in irgend einer Weise (z. B. nach Lazarettaufenthalt in der Heimat o. ä.) zur 98. überstellt wurde.

Gruß

Bernhard



Geschrieben von ak365 am 12.07.2008 um 11:16:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo Bernhard,
ich bin beeindruckt und glaube, dass wir einen entscheidenden Schritt weiter sind.

Du schreibst dass „Michailowskij“ ziemlich genau in der Mitte zwischen Gladkovskaya und Kiyevskoye läge. Du hast dabei einen Merker (http://maps.google.com/maps?z=9&q=44.9250,37.9975+(Krymsk)) auf Krymsk liegen.

Krymsk (http://de.wikipedia.org/wiki/Krymsk) hiess vor 1958 Krymskaja.

Auf dem Sterbebildchen steht noch "beigesetzt auf dem Heldenfriedhof bei Krimskaia".

Krymskaja ist dabei dann wohl das angegebene Krimskaia.


Habe letztens eine Auskunft über den militärischen Werdegang angefragt, werde da hoffentlich erfahren, ob er der 98. überstellt wurde.

Vermutlich werde ich online nicht weiterkommen, oder gibt es öffentlich zugängliche Datenbanken von Truppenzugehörigkeiten?



Geschrieben von Jürgen Fritsche am 29.03.2010 um 00:08:

  RE: Kubanbrückenkopf

Zitat:
Original von ak365
Du schreibst dass „Michailowskij“ ziemlich genau in der Mitte zwischen Gladkovskaya und Kiyevskoye läge. Du hast dabei einen Merker (http://maps.google.com/maps?z=9&q=44.9250,37.9975+(Krymsk)) auf Krymsk liegen.

Krymsk (http://de.wikipedia.org/wiki/Krymsk) hiess vor 1958 Krymskaja.

Auf dem Sterbebildchen steht noch "beigesetzt auf dem Heldenfriedhof bei Krimskaia".

Krymskaja ist dabei dann wohl das angegebene Krimskaia.

Hallo zusammen,

das ist für den hier in Frage kommenden 26.07.1943 aber längst nicht nicht mehr zutreffend, da im verlinkten Wikipedia-Beitrag erwähnt wird, daß Krymsk "im Zweiten Weltkrieg von August 1942 bis 5. Mai 1943 von der deutschen Wehrmacht besetzt" war.

Auch die verlinkte Karte zeigt die Lage vom 19. Juni 1943: Krymskaja ist bereits in der Hand der Roten Armee.

Unter diesen Voraussetzungen kommen also weder das knapp nordwestlich von Krymskaja gefundene Michailowskij als Todesort mit dt. H.V.Pl. noch Krymskaja / Krymsk als Begräbnisort mit dt. Heldenfriedhof in Frage.

Es müssen am 26.07.1943 also andere Orte als diese beiden Orte gewesen sein.



Geschrieben von ak365 am 30.04.2010 um 09:56:

  RE: Kubanbrückenkopf

Hallo Jürgen,

besten Dank für diese Beweisführung. Es wird wohl mit den vorliegenden Informationen leider nicht möglich sein, den tatsächlichen Ort aufzuklären.

VG,
AK



Geschrieben von Gelöscht am 30.04.2010 um 10:48:

  RE: Kubanbrückenkopf

Karte Kuban-Brückenkopf, Frühjahr/Sommer 1943:



Bis dann
Uwe



Geschrieben von Friederike am 02.05.2010 um 18:16:

 

Hallo!

Nachstehend eine Nennung der Sanko.1/198 die vielleicht zur Klärung beiträgt:

Todes-/Vermisstendatum: 24.08.1943
Todes-/Vermisstenort: H.V.Pl. Sanko.1/198 i. Nowo-Mikailowski
.... ruht auf der Kriegsgräberstätte in Apscheronsk - Sammelfriedhof (Rußland) .

Die hierzu gefundenen Orte:
Novo-Mikhaylovskiy 45°15'13''N 40°37'25''E Russia Kransnodarskiy Kray
Novo-Mikhaylovskiy 44°35'12''N 40°34'55''E Russia Kransnodarskiy Kray
Novo-Mikhaylavskiy Uspens… 60°16'26''N 92°56'29''E Russia Kransoyarskiy Kray

Grüße,
Friederike



Geschrieben von Jürgen Fritsche am 08.06.2010 um 00:49:

 

Zitat:
Original von Friederike
Hallo!

Nachstehend eine Nennung der Sanko.1/198 die vielleicht zur Klärung beiträgt:

Todes-/Vermisstendatum: 24.08.1943
Todes-/Vermisstenort: H.V.Pl. Sanko.1/198 i. Nowo-Mikailowski
.... ruht auf der Kriegsgräberstätte in Apscheronsk - Sammelfriedhof (Rußland) .

Die hierzu gefundenen Orte:
Novo-Mikhaylovskiy 45°15'13''N 40°37'25''E Russia Kransnodarskiy Kray
Novo-Mikhaylovskiy 44°35'12''N 40°34'55''E Russia Kransnodarskiy Kray
Novo-Mikhaylavskiy Uspens… 60°16'26''N 92°56'29''E Russia Kransoyarskiy Kray

Grüße,
Friederike

Moin Friederike,

danke für diese Angaben zur 1./ San.Kp. 198.

Die beiden ersten von Dir gefundenen Orte lagen Ende August 1943 (auch schon Ende Juli) jedoch längst im Hinterland der Roten Armee.

Der dritte hingegen liegt weit im Osten Rußlands, in Sibirien nördlich der Mongolei ...

Ich finde für diesen H.V.Pl. Michailowsky hingegen unmittelbar im damaligen Frontgebiet bspw. den Ort Novomikhaylovskiy (45°02' N 37°39' E), ca. 10 km südlich von Varenikowskaya und ca. 12 km östlich von Gostagaevskaya - ca. 15 km westlich der HKL auf Uwes Karte. Es könnte der Ort sein, von dem Bernhard oben sprach (Karte in seinem Buch).

Nun müßte noch der Frontverlauf für Ende Juli bzw. Ende August 1943 geklärt werden. Sollte er noch in etwa der Lage auf Uwes FP-Karte entsprechen, dürfte Novomikhaylovskiy durchaus der Ort des H.V.Pl. sein.



Geschrieben von Friederike am 14.06.2010 um 22:26:

 

Hallo, Jürgen!

Ja, das von dir gefundene Novomikhaylovskiy scheint mir doch sehr realistisch.
Zum Frontverlauf kann ich leider nichts beisteuern, aber Folgendes habe ich noch zum Thema gefunden.

Todes-/Vermisstendatum: 30.07.1943
Todes-/Vermisstenort: H.V.Pl. d. 98.Inf.Div. in Nowo-Michailowskij
.... ruht auf der Kriegsgräberstätte in Apscheronsk - Sammelfriedhof (Rußland) .

Gruß,
Friederike



Geschrieben von Jürgen Fritsche am 14.06.2010 um 23:03:

 

Moin Friederike,

danke - und der Datensatz ist auch schon in der DB Augenzwinkern

Die betreffende San.Kp. 198 dürfte hier ebenfalls die 1./ gewesen sein, die ihren H.V.Pl. ja auch am 26.07.1943 dort betrieb.



Geschrieben von Gelöscht am 15.06.2010 um 09:57:

 

Zitat:
Original von Jürgen Fritsche

Ich finde für diesen H.V.Pl. Michailowsky hingegen unmittelbar im damaligen Frontgebiet bspw. den Ort Novomikhaylovskiy (45°02' N 37°39' E), ca. 10 km südlich von Varenikowskaya und ca. 12 km östlich von Gostagaevskaya - ca. 15 km westlich der HKL auf Uwes Karte. Es könnte der Ort sein, von dem Bernhard oben sprach (Karte in seinem Buch).

Nun müßte noch der Frontverlauf für Ende Juli bzw. Ende August 1943 geklärt werden. Sollte er noch in etwa der Lage auf Uwes FP-Karte entsprechen, dürfte Novomikhaylovskiy durchaus der Ort des H.V.Pl. sein.


Moin Jürgen,

habe zum Thema nochmals etwas eingescannt und ich hoffe es hilft weiter. Augenzwinkern

Bis dann
Uwe



Geschrieben von Jürgen Fritsche am 15.06.2010 um 19:03:

 

Moin Uwe,

Klasse, das hilft auf jeden Fall weiter, vielen Dank! smile

Die Frontlinien belegen, daß Novomikhaylovskiy erst zwischen dem 15. und 18.09.1943 von der Roten Armee eingenommen werden konnte.

Bis zum 14.09.1943 konnte dort also der H.V.Pl. der 1./ San.Kp. 198 betrieben werden.



Geschrieben von Friederike am 21.06.2010 um 20:59:

 

Hallo, Uwe und Jürgen!

Erfreulich, dass es nun doch eine geogr. Zuodnung für den H.V.Pl. der 1./ San.Kp. 198 in Nowo-Mikailowski, gegeben hat.

Grüße,
Friederike



Geschrieben von jürgen I am 03.04.2011 um 00:48:

 

Von meiner Mutter ist mir bekannt, dass die Schlacht am Kuban-Brückenkopf die erste große Schlacht war, wo Trauermusik im Radio gespielt wurde.
Wenn ich die Vermisstenmeldung meines Onkels finde, kann ich auch sagen, wo dies genau war. Er war Funker und musste bis zum Schluss im Unterstand bleiben, als die Stellungen von den Russen überrannt wurden.
Ich meine, dass das Gebiet noch zur Ukraine gehörte.



Geschrieben von Jürgen Fritsche am 03.04.2011 um 02:40:

 

Zitat:
Original von jürgen I
Von meiner Mutter ist mir bekannt, dass die Schlacht am Kuban-Brückenkopf die erste große Schlacht war, wo Trauermusik im Radio gespielt wurde.

Moin Jürgen,

es gab von Januar (Einrichtung des Brückenkopfes) bis Oktober 1943 (Räumung) mindestens 12 Schlachten am Kuban. Als Hauptschlachten wurden bezeichnet (Verleihung Kubanschild):

- 01.02. - 11.02.1943 Schlacht um Krasnodar
- 01.02. - 04.03.1943 und 26.03. - 31.03.1943 Abwehrschlachten zur Verhinderung der feindlichen Umfassungen am linken Armeeflügel
- 03.02. - 28.02.1943 Abwehrkämpfe gegen Feindlandungen Noworosijsk
- 12.02. - 15.02.1943 Abwehrschlacht bei Abin
- 02.03. - 08.03.1943 Abwehr am Brückenkopf Troizkoje
- 10.03. - 16.03.1943 Schlacht um Abinskaja
- 04.04. - 18.04.1943 1. Abwehrschlacht bei Krymskaja mit Abwehr von Fesselungsangriff gegen Kurka-Front
- 17.04. - 20.04.1943 Angriffskämpfe gegen Landekopf Noworossijsk
- 29.04. - 10.05.1943 2. Abwehrschlacht bei Krymskaja mit gleichzeitiger Abwehr des Feindangriffs bei Noworossijsk
- 26.05. - 08.06.1943 3. Abwehrschlacht bei Krymskaja
- 16.07. - 13.08.1943 4. Abwehrschlacht bei Krymskaja, eigene Angriffs- und Abwehrkämpfe bei Neberdschajewskaja und Abwehr von Fesselungsangriffen am Kurka-Abschnitt
- 10.05. - 09.10.1943 Abwehr des Landungsangriffs Noworossijsk und Kämpfe beim Absetzen aus dem Kubanbrückenkopf

Zitat:
Original von jürgen I
Ich meine, dass das Gebiet noch zur Ukraine gehörte.

Es gehörte nie zur Ukraine, sondern zu Rußland.



Geschrieben von jürgen I am 03.04.2011 um 11:56:

 

Herzlichen Dank smile

Ich melde mich dazu, wenn ich die Unterlagen habe.



Geschrieben von jürgen I am 14.04.2011 um 18:29:

 

Jetzt weis ich mehr, wo die Schlacht war. Mein Onkel wurde seit dem 26.05.1943 bei Gorischtschnyj nordwestlich von Krymskaja vermisst.


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