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Zum Ende der Seite springen Gefängnisstrafen 1949/50
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rezeptor
unregistriert
Gefängnisstrafen 1949/50 Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo zusammen,

auf Anraten stelle ich diese Frage einmal ins Forum:

mein Urgroßvater war in nach Kämpfen (Kurland) 1945 in Gefangenschaft geraten und mehrmals verlegt worden (siehe unten). Darunter war auch eine Gefängnisstrafe in Stalino und Moskau. Soweit ich bisher recherchieren konnte, gab es eine Verhaftungswelle um 1949/50. Weiß man näheres darüber? Wurden nur bestimmte Personenkreise inhaftiert? Welche Vergehen wurden geanhndet? Könnte es etwas mit dem persönlichen Hintergrund zutun haben (Berufssoldat und vormals Justizvollzugsbeamter in Luckau)? Zur besseren Einordnung hier der zeitliche Ablauf:

Festnahme am 09.05.1945 in Libau (Kurland), Grund: Wehrmachtsangehöriger
- 1945 – Dez. 1945 Lager Iwod bei Briansk
- Dez. 1945 – März 1946 Lager Njetkowo bei Briansk
- März 1946 – März 1947 Lager Orlowka
- März 1947 – Aug. 1949 Lager Roya
- Aug 1949 – 20.11.1949 Gefängnis Stalino
- Dez. 1949 Gefängnis Moskau
- 1949 – Aug 1950 Lager Workuta
- Aug 1950 – April 1951 Lager Djepropetrowsk
- Mai 1951 Lager Rewda
- 1951 – Aug 1954 Lager 1 Swerdlowsk 5110/45
- Aug 1954 – Abtransport Lager 8 Swerdlowsk 5110/28
- Heimkehr am 13.12.1955, Heimkehrbescheinigung 18307, ausgestellt durch Lager Friedland.

Als er wieder in die Heimat kam, war er laut Verwandten von bester Gesundheit und gut genährt. Er sprach niemals mit irgendjemandem über die Zeit dort.

Andreas
12.01.2009 07:52
Ingo
unregistriert
Achtung Gefängnisaufenthalte Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo Andreas,

ich denke, der Ursprung dieser beiden „Gefängnisaufenthalte“ und die damit verbundene lange Haftzeit als Kriegsgefangener hat mit den „Schauprozessen gegen angebliche Kriegsverbrecher“ zu tun.
Russland war eigentlich verpflichtet alle Kriegsgefangenen bis Ende 1948 zu entlassen und konnte dies nur damit umgehen, indem sie eine große Anzahl von Gefangenen als Kriegsverbrecher verurteilen ließ.
Bei diesen fingierten Kriegsverbrecherprozessen wurden Urteile mit Haftzeiten von 25 Jahren Zwangsarbeit ausgesprochen (Todesurteile wurden in 25 Jahre Zwangsarbeit umgewandelt), wobei hier prinzipiell es keine Rolle spielte, ob der Verurteilet nun sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatte oder nicht.
1948/49 erstellte Berias Innenministerium ca. 20.000 Akten von zu verurteilenden deutschen Kriegsgefangenen, obwohl keine Schuld nachzuweisen war. Am 28. September 1949 erließ Stalin befehl, 17.000 von ihnen zu 25 Jahren Zwangsarbeit zu verurteilen, weil sie Ihre Schuld nicht zugegeben haben. Die Aktion, welche bis zum 01.01.1950 abzuschließen war, dauerte dann aber bis in das Jahr 1951 hinein.
Gesucht wurden die zu verurteilenden vorzugsweise bei den Angehörigen bestimmter Wehrmachtsteile, den so genannten „gesperrten Einheiten“. Zu diesen gehörten die SS, die Nachrichtendienste, die Polizei, die Feldgendarmerie, der Generalstab, die höheren Stäbe und allgemein die Kommandeure.
„Gesperrt“ bedeutete, dass die Angehörigen dieser Einheiten von der Entlassung zunächst ausgeschlossen waren. Ihnen wurden generell Verbrechen, oder mindestens Mitwissen, angelastet, z. B. in der Partisanenbekämpfung und gegen die „friedliche sowjetische Zivilbevölkerung“.

Nach „Öffnung“ des eisernen Vorhanges setzten die Rehabilitierungsprozesse der seinerzeit Verurteilten ein, welche bis heute noch andauern.

Beispielhafte Literatur:
Martin Lang (1981): Stalins Strafjustiz gegen deutsche Soldaten. Die Massenprozesse gegen die deutschen Kriegsgefangenen in den Jahren 1949 und 1950 in historischer Sicht, Mittler;
Günter Wagenlehner (1993): Stalins Willkürjustiz gegen die deutschen Kriegsgefangenen, Verlag die Heimkehrer;
Günter Wagenlehner (1999): Die Verurteilung deutscher Soldaten und deren Rehabilitierung anhand der Sowjetakten. Verband Deutscher Soldaten. Landesverband Baden Württemberg;

Gruß Ingo
12.01.2009 09:22
Peavey Peavey ist männlich
König


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Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 1.037

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Hallo Andreas !

Bei der 4. Gebirgsjäger Division handelte es sich zwar angeblich nicht um eine der "gesperrten Einheiten" aber ich denke auch dass sein Beruf dazu beigetragen hat.

Interessant wären für Dich eventuell die folgenden Bücher:

Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des 2. Weltkrieges - Deutsche in Straflagern und Gefängnissen der Sowjetunion.
Autor: K. Bährens
Band V/1 - V/3

Nur noch antiquarisch zu beziehen oder über Fernleihe.

Beste Grüße
Bernhard

__________________
Manche Leute glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Dabei waren es in Wirklichkeit nur Buchstabensuppen. (E. Ferstl)
12.01.2009 21:12 Peavey ist offline E-Mail an Peavey senden Beiträge von Peavey suchen Nehmen Sie Peavey in Ihre Freundesliste auf
rezeptor
unregistriert
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Hallo Bernhard,

ich habe mir gestern das genannte Buch von Mrtin Lang (Stalins Strafjustiz gegen deutsche Soldaten) ausgeliehen und dort konnte ich tatsächlich lesen: Gruppierung der Anklagen (3 Gruppen): 1. Verbrechen während der Vorkriegszeit (Friedenszeit) im Heimatgebiet des Täters. Bsp: Unterstützung der internationalen antikommunistischen Bourgeoisie durch die Tätigkeit als Justizbeamter, Verstoß gegen Art. 58/4 StGB/RSFSR....
Hier scheint also wahrscheinlich der Grund für die Anklage und Verurteilung zu liegen....

Gruß


Andreas
13.01.2009 07:38
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