Steinberg
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Soldatenfriedhof Baranow-Sandomierski - Grab von Kurt Steinberg *22.10.1924 +14.01.1945 |
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Hallo liebe Leute,
ich bin auf der Suche nach dem Grab meines Onkels Kurt Steinberg, der im Januar 1945 in Baranow-Sondomierski (Baranow-Brückenkopf) gefallen ist. Beim Volksbund ist eine Grablage nicht verzeichnet. Weiß denn jemand, ob dort überhaupt ein Soldendatenfriedhof existiert oder ob irgendwelche aktuellen Grabfunde dort gemacht wurden oder ob Umbettungen vorgenommen wurden oder Friedhöfe angelegt werden und und und....
Ich möchte so gerne meinem Vater den Wunsch erfüllen, dass Grab seines Bruders zu besuchen.
Danke für alle Bemühungen
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13.01.2009 17:08 |
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Jürgen Fritsche
König
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13.01.2009 22:40 |
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Steinberg
Jungspund
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RE: Soldatenfriedhof Baranow-Sandomierski |
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Hallo Jürgen,
mein Onkel fiel am 14.01.1945 am Baranow-Brückenkopf, 20 km südöstlich von Osterowice (ob ich das richtig entziffern konnte weiß ich leider nicht). Diese Angaben stammen aus der Todesmitteilung des Hauptfeldwebels Schmitz vom 12.03.1945. Im Adressfeld des Briefes ist die Einheit 27088C angegeben. Als Dienstgrad meines Onkels wird in einer Todesanzeige angegeben mit Fhj-Feldwebel in einem Grenadier-Regt. Die persönlichen Dinge meines Onkels konnten, so dass Schreiben durch Feindeinwirkung nicht an die Angehörigen übersandt werden, so dass evtl. auch zu vermuten ist, dass entgegen der Angaben im Schreiben des Hauptfeldwebels Schmitz (Er wurde mit allen militärischen Ehren in Janice??? zusammen mit seinen Kameraden der Kompanie beerdigt) mein Onkel nicht beerdigt wurde.
In einer Heimkehrer-Erklärung wird angegeben, dass mein Onkel als Feldwebel zur Einheit Div.Für.Btl. 342 gehörte.
Offensichtlich gibt es in diesem Forum sehr viel Sachkundige, die über die Geschehen an den einzelnen Stellen der Front bescheid wissen.
Mich würde alles interessieren, was heute noch bekannt ist und mit meinem Onkel, seiner Einheit und seinen Einsätzen zu tun hatte.
Grüsse
Ralph
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14.01.2009 08:29 |
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Jürgen Fritsche
König
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14.01.2009 14:43 |
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Steinberg
Jungspund
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RE: Soldatenfriedhof Baranow-Sandomierski |
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Hey, dass ist ja alles wahnsinnig interessant!
Wie schon vorher angekündigt, habe ich mal nachgesehen zu welcher Einheit mein Onkel vorher gehört hat, da aus der Todesnachricht hervorgeht, dass er noch nicht lange in der Kompanie war. Nach der Verleihungsurkunde des EK 2 vom 25.01.1944 war er zuvor Unteroffizier der 4./Div.Füs-Btl. 246.
Morgen werde ich versuchen, das Schreiben vom 12.03.1945 als Scan einzustellen.
Grüsse
Ralph
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14.01.2009 20:43 |
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Steinberg
Jungspund
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Die Stimme der Vergangenheit |
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Gestern hörte ich sie, die Stimme der Vergangenheit. Nach langer Suche ist es mir gelungen, einen noch lebenden Kameraden aus der Einheit meines Onkels zu finden, der zudem noch bei seinem Tode direkt neben meinem Onkel stand und selbst bei diesem Angriff schwer verwundet wurde.
Ich muss sagen, dass mich seine Schilderungen, der Bericht der letzten Tage meines Onkels bis zu dessen Tode, sehr bewegt haben und dieser meiner Familie bisher nur vorliegenden Standartbrief über seinen ehrenhaften Tod nunmehr mit „Leben“ gefüllt wurde.
Der Kamerad meines Onkels hat ein ausführliches Kriegstagebuch über seine Soldatenzeit geführt, so dass er wirklich exakte Angaben machen kann.
Ich wollte meine Freude hier einfach nur einmal kundtun und vielleicht hilft mir dieser Kontakt ja sogar noch bei der Suche nach den sterblichen Ãœberresten meines Onkels.
Grüsse
Ralph
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21.04.2009 09:59 |
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Joshi
Moderator
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Hallo Ralph,
die Feldpostnummer 27088 C gehörte zur 3. Kompanie Füsilier-Bataillon 342.
Das Bataillon gehörte zur 342. Infanterie-Division. Im Lexikon der Wehrmacht steht zur Einheit folgendes:
Divisions-Bataillon 342
Aufgestellt am 14. Februar 1943 aus der Radfahr-Schwadron der Schnellen Abteilung 342 zu vier Kompanien. Am 26. Juli 1943 wurde das Bataillon zum Divisions-Füsilier-Bataillon 342 umbenannt. Das Bataillon wurde im Januar 1945 im Weichselbogen vernichtet.
Neu aufgestellt im März 1945.
Es gibt ein Buch über die Division:
72. Infanterie-Division - 342. Infanterie-Division. Dokumentation - Hrsg.: Traditionsgemeinschaft der 72. Inf.Div., Werner Schulze, Hannover 1978
Das Buch dürfte nur noch antiquarisch oder im Wege der Fernleihe zu beziehen sein.
Wäre es möglich, den Brief vom 12.03.1945 zu scannen und hier einzustellen?
Grüsse
Joshi
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14.01.2009 11:29 |
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Steinberg
Jungspund
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Themenstarter
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Hallo Joshi,
das ist ja sehr interessant. Werde mal versuchen, irgendwie an das Buch zu kommen. Aus dem Brief 12.03.45 geht jedoch hervor, dass mein Onkel offensichtlich erst neu in dieser Einheit war, so dass ich mal nachsehen werde, wozu er vorher gehört hat. Ich glaube auf einer Urkunde zur Verleihung des EK2 stehen dazu Angaben.
Zur Zeit bin ich jedoch im Büro und habe keinen Zugriff auf die Unterlagen, denke morgen kann ich dann die Angaben zur anderen Einheit machen.
Bezüglich eines Scans bestehen aus meiner Sicht keine Bedenken. Dient dieser Scan denn nur Deinem Interesse oder wird dieser Brief dann auf einer Plattform niedergelegt und so der Allgemeinheit zugänglich gemacht?
Ich bin gerade erst mit der Aufarbeitung des Lebens meines Onkels angefangen und werde voraussichtlich auch erst in der nächsten Woche damit beginnen, die sich seit Jahren in meiner Sammlung befindlichen Unterlagen zu digitalisieren, so dass ich erst später einen Scan einstellen könnte. Vielleicht ist es ja dann auch möglich, dass jemand die für mich nicht genau entzifferbaren Ortsangaben richtig stellen kann. Auch in der Heimkehrererklärung eines Kameraden zum Tod meines Onkels sind einige Textstellen für mich nicht eideutig lesbar.
Ist ein sehr interessantes Forum hier. Gibt es etwas ähnliches auch für Schicksale des 1. Weltkrieges? Denn da gibt es auch noch einiges für mich zu recherchieren.
Grüsse
Ralph
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14.01.2009 12:08 |
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Joshi
Moderator
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Hallo Ralph,
Sinn und Zweck des Scans ist es, die Ortsangaben zu verifizieren.
Wir verfügen über Links zu topografischen Karten aus den 30er Jahren aus der Gegend um Kielce, Radom und Baranow.
Ich möchte aber in die Suche nach den Orten erst dann einsteigen, wenn ich selber mich von deren Schreibweise überzeugt habe. Sonst suchen wir nach einer Nadel im Heuhaufen, die nicht zu finden ist.
Der Scan würde hier im Forum für alle zu sehen sein.
Falls Schwierigkeiten mit dem Einstellen bestehen sollten, schick mir bitte eine Mail. Ich werde das dann für Dich erledigen.
Grüsse
Joshi
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14.01.2009 13:42 |
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Joshi
Moderator
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Hallo Ralph,
das Divisions-Füsilier-Bataillon246 unterstand der 246. Inf.Div.
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Glie...ionen/246ID.htm
Zum Bataillon schreibt das Lexikon der Wehrmacht:
Aufklärungs-Abteilung 246
Aufgestellt am 26. August 1939. Am 8. Februar 1940 auf eine
Radfahr-Schwadron 246 reduziert. Am 21. April 1943 zum Divisions-Bataillon 246 erweitert. Um die Radfahr-Schwadron 246 wurden zwei Grenadier-Kompanien und eine schwere Kompanie gegliedert. Am 26. Juli 1943 in Divisions-Füsilier-Bataillon 246 umbenannt. Am 2. November 1943 durch das III. Bataillon des Grenadier-Regiments 268 ersetzt. Im Juni 1944 bei Witebsk vernichtet.
Neu aufgestellt am 15. September 1944 aus der Panzerjäger-Abteilung 1565.
Ersatztruppenteil war die Aufklärungs-Ersatz-Abteilung 6.
Morgen sehen wir dann weiter.
Grüsse
Joshi
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14.01.2009 21:22 |
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Joshi
Moderator
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Hallo zusammen,
zunächst habe ich mir erlaubt, das Thema von nicht suchrelevanten Beitragen von Ralph und mir zu bereinigen.
Ralph war so nett, mir auf dem Postwege eine Kopie des Feldpostbriefes vom 12.03.1945 zu senden. Ich habe davon den nachstehenden Scan und den Ausschnitt erstellt.
Eine Frage in die Runde: lest ihr auch "in Janice" auf dem Briefausschnitt?
Grüsse
Joshi
Edit:
Ich habe mich oben verschrieben. Es sollte richtigerweise "Jasice" heissen.
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17.01.2009 16:16 |
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Alexander
Moderator
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17.01.2009 18:00 |
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Inge unregistriert
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Hallo Joshi,
ich lese auch Jasice.
Das könnte er sein
Zum Gedenken
Y2472018
Nachname: Steinberg
Vorname: Kurt
Dienstgrad: Fahnenjunker-Feldwebel
Geburtsdatum: 22.10.1924
Geburtsort: Gladbeck
Todes-/Vermisstendatum: 14.01.1945
Todes-/Vermisstenort: Baranow-Brückenkopf
Kurt Steinberg wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt oder konnte im Rahmen unserer Umbettungsarbeiten nicht geborgen werden. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort:
Baranow Sandomierski - Polen
Herzlichen Gruß Inge.
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17.01.2009 18:32 |
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Joshi
Moderator
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Hallo Ralph,
nach langem Suchen die versprochene top. Karte 1:100.000 aus dem Jahre 1927
http://www.mapywig.org/m/WIG100_300DPI/A...ATOW_300dpi.jpg
Jasice liegt direkt an der Bahnlinie süwestlich von Ozarow.
Ergänzung:
Ein Link zur zuständigen kath. Kirchengemeinde:
http://www.sandomierz.opoka.org.pl/strdi...ie.php?p=9&d=11
Besorge Dir einen polnischen Übersetzer und schreib an den Pfarrer der Kirchengemeinde. Frag ob ihm aus dem Kirchenarchiv oder von Gläubigen vor Ort bekannt ist, was aus den deutschen Soldatengräbern von 1945 in Jasice geworden ist. Leg evtl. einen gewissen Euro-Schein in den Brief als Spende für die Caritas. Das wirkt oft Wunder.
Grüsse
Joshi
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17.01.2009 20:17 |
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Steinberg
Jungspund
Dabei seit: 07.01.2009
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Ich danke Euch allen erst einmal für Eure Hilfe. Es werden später bestimmt noch mehrere Fragen von mir auftauchen.
Nun werde ich jedoch zunächst mal die Kirche von Sandormierz anschreiben und bekomme hoffentlich auch eine Antwort.
Ich werde auf jeden Fall hier darüber weiter berichten.
Grüße
Ralph
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19.01.2009 10:19 |
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Joshi
Moderator
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Hallo Ralph,
vielen Dank für diese Information, die mich für Dich sehr freut.
Ein solcher "Glücksfall" ist nur den allerwenigsten Suchenden vergönnt.
Nutze diese seltene Möglichkeit, Dir über die damalige Zeit und die Umstände ein genaues Bild zu machen.
Wenn sich hinsichtlich der Grablage was Neues ergeben sollte, wären wir an einer Info natürlich sehr interessiert.
Grüsse
Joshi
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21.04.2009 10:09 |
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Steinberg
Jungspund
Dabei seit: 07.01.2009
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Hallo zusammen,
wie ich ja bereits angegeben habe, konnte ich den Kameraden meines Onkels, der auch bei seinem Tod dabei war, finden.
Dieser Kamerad hat ein ausführliches Tagebuch über die Kriegsgeschehen während seiner Zeit bei der 342. Inf.Div. und anderer Einheiten, bei denen er vorher war, geschrieben und als Buch veröffentlicht.
Ich denke, dass dieses Buch für viele Menschen hier sehr interessant sein könnte. Ich weiß aber nicht, ob die Angabe des Titels und des Autors hier gewünscht ist.
Grüsse
Ralph
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27.04.2009 13:46 |
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Steinberg
Jungspund
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Hallo liebe Leute,
ich habe hier mal einen Auszug aus dem Tagebuch des Kameraden meines Onkels abgeschrieben, der die Geschehnisse am Tag des Todes meines Onkels beschreibt. Darin sind viele Ortsangaben enthalten.
Deshalb suche ich eine topografische Karte von dieser Gegend, damit vielleicht der Kamerad meines Onkels den Ort darauf wiederfinden kann, an dem mein Onkel gefallen ist. Wer hat so eine topografische Karte von dieser Gegend und kann vielleicht darauf anhand der Tagebuchbeschreibung sogar den „Hohlweg“ finden, auf dem mein Onkel gefallen ist.
Welche Fragen könnte ich dem Kameraden meines Onkels noch stellen, die für eine eventuelle Suche nach den sterblichen Überresten meines Onkels von Bedeutung sein könnten?
Grüsse
Ralph Steinberg
Geschehnisse der Nacht vom 13.01.1945 auf den 14.01.1945
342 I.D.
Zuletzt waren wir also in Chrapanow, im Hinterland, und hatten unseren ganzen Krempel zum x-ten Male sortiert und umgepackt. Ja, und dann was uns genau ins Abendessen der Anruf geplatzt: Das Bataillon marschiert nun sofort zum Regimentsgefechtsstand nach Grochocice und löst Teile des Regiments in der HKL ab.
Da wir als einzige Kompanie Telefonverbindung zum Bataillon hatten, durfte ich auf der Stelle meine sämtlichen Melder zu den anderen Kompanien schicken, um auch die zu alarmieren. In aller Eile wurden die Gäule angespannt, das letzte Zeug verstaut und die Kompanie zum Antreten herausgepfiffen.
Zehn Minuten danach waren wir im Dustern auf dem Marsch. Erst kurz vor Wissmanns (der Vorgesetzte) ehemaligem Residenzdorf Sobotka bogen wir als einzige Kompanie nach rechts ab und marschierten von da noch eine Stunde westwärts, bis wir den Regimentsgefechtsstand in einer Art Gehöft kurz vor Grochocice gefunden hatten.
Während die anderen Kompanien in ihre alten Stellungen einrücken sollten, wurde mir ein unbekannter Abschnitt zugewiesen, dessen besonderer Reiz darin lag, dass sich rechts und links je eine Strafkompanie anschlossen. Die Zeit drängte, Mitternacht war fast erreicht. Statt einer persönlichen Einweisung auf der Karte bekam ich einen Melder zugeteilt, der den Weg genau kennen sollte.
Der Melder führte uns querab in einen kleinen Feldweg, der stetig sanft aufwärts ging. Unser Abschnitt sollte vier bis fünf Kilometer lang und bretteben sein, meinte der Mann. Drei Kilometer wäre es ungefähr vom Regimentsgefechtsstand bis zum Kompaniegefechtsstand, aber der läge auch noch eineinhalb Kilometer hinter dem vordersten Graben.
Wir hatten längst den ausgeleierten Feldweg verlassen und tippelten querbeet über nackte Felder. Alle drei bis fünf Minuten gurgelten ein paar schwere Koffer hoch über uns hinweg, meist ein halbes Dutzend ganz kurz nacheinander.
Als ich den Melder nach einer halben Stunde fragte, ob wir nun nicht bald am Ziel wären, fing er an zu stottern und meinte, er wäre vorhin wohl zu weit geradeaus gelaufen, wir müssten nun rechts und wieder rechts, dann wisse er wieder Bescheid. Eine Viertelstunde später stand er von allen guten Geistern verlassen da und war am Ende seiner Kunst.
Jetzt durfte ich, wie früher auch schon exerziert, wieder in aller Winde Spähtrupps hetzen, die überhaupt erst einmal einen markanten Punkt in dieser Einöde aufspüren sollten, damit wir daraus Rückschlüsse auf unseren Standort ziehen konnten. Wir standen zwar gerade in einer Art Hohlweg, aber auf der Karte fand sich ein Dutzend solcher Hohlwege und Schluchten in dem Gebiet, in dem wir uns etwa befinden mussten. Die Spähtrupps mussten also los, jeder Trupp höchstens zehn Minuten weit, stur nach Kompass in der befohlenen Richtung, dann kehrt. Ich selbst wählte auch eine Richtung, ließ die Kompanie unter Führung von Feldwebel Igelh. zurück und machte mich mit zwei Meldern auf die Socken.
Nach knapp zehn Minuten Marsch über viele flache Hügelchen entdeckten wir plötzlich in einer breiteren Senke etwas Dorfähnliches, die schwarzen Konturen von Häusern und Bäumen. Wir standen auf unserem Aussichtsberg und überlegten, welches von drei möglichen Dörfern vor uns liegen könnte. Es ließ sich aber ohne einen weiteren Festpunkt nicht eindeutig sagen.
Kurz nach uns kehrten auch die ersten anderen Spähtrupps zurück. Die meisten hatten nichts Auffälliges gefunden. Andere waren auf einen Brunnen oder eine Weggabel gestoßen, die aber nicht auf der Karte verzeichnet waren, weiterer glaubte in einiger Entfernung, aber zu weit, um noch dahin zu laufen, die schattenhaften Umrisse eines Dorfes erkannt zu haben. Das war dann auch der Schlüssel: Damit kamen zwei der drei möglichen Dörfer nicht mehr in Frage. Unser eigener Standpunkt ließ sich damit fixieren, jawohl, hier: 800 m vom Regimentsgefechtsstand entfernt! Das Rindvieh hatte uns also herrlich im Kreise herumgeführt.
Jetzt gab es nur eins: In Höllenfahrt zurück.
Ich ließ die Zugführer kommen, um sie über die Lage zu informieren und ihnen meinen Entschluss zu erläutern. Gleichzeitig ließ ich die Fahrzeuge wenden. Das war in dem flachen Abschnitt gar nicht so einfach. Aber wir konnten auch nicht noch lange herumkutschieren, bis zu einer bequemen Wendestelle. Mit Schieben und Stöhnen der Männer, die schwer in die Speichen greifen mussten, wurde mühsam ein Gefechtsfahrzeug nach dem anderen umgedreht. Einige Male wichsten uns die Russen ganz schöne Koffer in die weitere Umgebung, wodurch die Zossen auch nicht ruhiger wurden. Dann aber war das Gröbste geschafft, wir konnten unseren blamablen Rückmarsch zum Gefechtsstand antreten.
Ich ging jetzt mit den Zugführern und dem Kompanietrupp vorn an der Spitze der Kompanie, um noch Einzelheiten des Rück- und neunen Vormarsches zu bekakeln, als eine besonders dicke Serie schwerer Koffer genau über uns hinweg weit ins Hinterland blubberte. Und dann plötzlich – ich hörte nur noch ein höllisches Kreischen, sah Feuer, war tau und flog und stürzte hart auf die Erde, sprühende Blitze in den Augen, ich glaubte Schreie zu hören, rappelte mich unbewusst auf in tiefe Schwärze, torkelte, roch Pulver – da schrien welche, Gestalten auf der Erde, Brüllen, Stöhnen und Wimmern….,, Was ist den los??
Endlich stand ich wieder, sah Sterne über mir, drei Mann wälzten sich schwarz auf dem Boden, zwei lagen so still, o Gott, „Steinberg!“, der Schädel halbiert, blutige Massen; Igelh., blutüberströmt, „mein Bauch, mein Bauch…“, stöhnte er. Und da hinten einer entsetzlich still, tot, unser Sani.
Alles war durcheinander, bei den Verwundeten knieten jetzt welche. Allmählich kam wieder Ruhe und Ordnung in das Chaos. Wir betteten die Toten nebeneinander. Mein Gott, Steinberg, der halbe Kopf nur noch…..
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15.05.2009 10:53 |
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MarkusM
Doppel-As
Dabei seit: 30.01.2007
Beiträge: 116
Herkunft: Julbach,Oberösterre
ich
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Hallo Ralph
Ich bin mir sicher das den Titel und den Autor ganz viele Leute wissen wollen!Stell es einfach rein mich interessiert es schon!
Grüße aus Oberösterreich
Markus
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27.04.2009 16:04 |
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Steinberg
Jungspund
Dabei seit: 07.01.2009
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Themenstarter
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Fronttagebuch 294. und 342 I.D |
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Hallo Markus,
das Buch heißt "Zwischen Nichts und Niemandsland" und ist das persönliche Tagebuch des Autors Hans-Jürgen Hartmann, der als Angehöriger der 294. und später der 342. I.D. bis zum 14.01.1945 an der Front des Baranow-Brückenkopfs gekämpft hat.
Im Buch sind auch Schicksale anderer Kameraden beschrieben, die für die Angehörigen, falls sie danach suchen, sehr interessant sind.
Ich hatte schon mal bei einigen Namen im Internet recherchiert, ob da ein Suchender ist, konnte jedoch bisher nicht fündig werden.
Grüsse
Ralph
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15.05.2009 17:56 |
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