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Zum Ende der Seite springen Kälte, Hunger, Heimweh
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Antonius Antonius ist männlich
Vorstandsmitglied


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Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 215
Herkunft: Schweiz

Kälte, Hunger, Heimweh Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Gestern fand in St.Gallen/Schweiz die Eröffnung zur Ausstellung

«Kälte, Hunger, Heimweh»

von und für Schweizer, welche auf Deutscher Seite im WKII gekämpft, gelitten und schlussendlich in russ. Kriegsgefangenschaft geraten waren.

Ein brisantes Thema für Schweizer. Als Deserteure und Staatsfeinde werde sie deklariert. Aber wer genau hinschaut und sich mit der Geschichte, Land und Leute ein wenig auseinander setzt merkt bald, dass es nicht das braune Gedankengut war sich als freiwilliger zu melden. Vielmehr gab es Gründe wie Doppelbürgerschaft, Kampf gegen den Bolschewismus, Kampf gegen Hunger und Arbeitslosigkeit hier in der Schweiz.

Eine kleine Ausstellung mit einfachen – aber z.T. überlebenswichtigen Dingen aus dem Lageralltag wie z.B. ein selbstgefertigten Löffel oder einem Messer. Neben weitere Exponate sieht man noch eine kleine geschnitzte Statue, eine geschnitzte Tabakpfeife oder eine Glückswunschkarte aus Brikenrinde.

Mehr zur Ausstellung kann man auf den beiden PDF’s entnehmen.

Eigentlich habe ich mir auf der Hinreise gedacht, dass ich einen ruhigen Abend mit paar älteren Herren verbringen werde. Jedoch wurde ich von der Menge der anwesenden Leute sehr überrascht. Neben der Kriegsgeneration fanden sich auch viele Jüngere und Studenten ein.

Zum Stehempfang wurde zu den üblichen Getränken (Saft, Sprudel und Wein) auch eine Fleisch-Gemüse-Suppe in einer Konservendose serviert. s. Bild

Andy Prinzing ist Initiator der Ausstellung, dessen Vater in einem russ. Lager war. Zusammen mit den Kuratoren des Historisches Völkerkundemuseum St.Gallen ( www.hmsg.ch ) A. Schaefer und N. Zellweger wurde eine sehr sehenswerte und feinfühlige Ausstellung realisiert. Herzliche Gratulation

Antonius


Bilder
- Wachturm vor dem Museum
- Kuratoren A. Schaefer u. N. Zellweger
- Eingang in den Ausstellungsbereich
- Suppenausgabe
- "Suppenteller" mit Holzlöffel
- Ehrengast der Ausstellung Anatoli Sytschow mit Frau aus Wologda

Dateianhänge:
unknown KO 14.11.2008.pdf (35 KB, 21 mal heruntergeladen)
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15.11.2008 12:43 Antonius ist offline E-Mail an Antonius senden Beiträge von Antonius suchen Nehmen Sie Antonius in Ihre Freundesliste auf
Jens Jens ist männlich
Moderator


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Dabei seit: 11.01.2008
Beiträge: 363
Herkunft: Niederschlesien / Oberlausitz

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eine sicher hoch-interessante Ausstellung, Antonius. Zu der Thematik der Schweizer Bürger, die auf Seiten der Wehrmacht gekämpft und gelitten hatten, hab ich so auch nich keine Kenntnis gehabt. Auf alle Fälle ein Grund, sich mal näher damit zu befassen und zu belesen.

Gruß Jens

__________________
"Es gibt noch ein anderes, besseres Leben, mein Freund. Und da werden wir uns wiedersehen..."
(Napoleon zu Marschall Duroc an dessen Sterbebett)
15.11.2008 22:56 Jens ist offline E-Mail an Jens senden Beiträge von Jens suchen Nehmen Sie Jens in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Jens in Ihre Kontaktliste ein
Inge
unregistriert
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Lieber Antonius !

Herzlichen Dank für Deinen Bericht und die Bilder von der Ausstellung in St.Gallen.
Gerne wäre ich auch dort gewesen, aber die Termine für St.Gallen (14.11.) und Caen (20.11.) liegen mir zu dicht beieinander. So habe ich mich für Caen entschieden, weil ich mich mit diesem Thema tagtäglich beschäftige.
2006 war die Ausstellung in einigen Orten in Vologda Oblast.
Als Andy Prinzing bei Herrn Anatoli Sytschow mit der Idee kam, diese Ausstellung in der Schweiz zu machen, war Herr Sytschow gar nicht dafür, weil die Gegenstände der Ausstellung nicht mehr beeinander waren. Wie die Ausstellung jetzt zeigt, war es gut, daß Herr Prinzing hartnäckig blieb und Herrn Sytschow überzeugen konnte.
Antonius, ich hoffe, Du hast außer Anatoli, Ehefrau Lena u. Herrn Schäfer noch einige Veteranen kennen gelernt.
Vielleicht Herrn Kausel aus Österreich ?
Die meisten Veteranen sind iin der von Herrn Sytschow gegründeten Gesellschaft "Russki Plen".
Viele Veteranen haben keinen PC. Darum sind Hernn Kausel für Österreich und ich für Deutschland und USA die Poststelle. Herr Sytschow sendet uns die Neuigkeiten per mail und wir schicken sie per Post weiter.
Leider sind viele Veteranen gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Reise nach St. Gallen zu unternehmen, was sie sehr bedauern.
Telefonisch sagte mir Herr Schäfer, daß die Ausstellung ev. auf ein Jahr verlängert wird.
Gruß Inge.
16.11.2008 14:12
Ulrich Ulrich ist männlich
VKSVG Mitglied


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Dabei seit: 07.10.2006
Beiträge: 355
Herkunft: Niederschlesien

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Hallo Antonius,

danke für deinen Bericht von der sichtlich gut besuchten Ausstellung.
Es ist doch schön anzusehen das man bei euch nach all den Jahren mit der Vergangenheitsbewältigung vernünftig umgeht.

Gruß Ulli
16.11.2008 17:05 Ulrich ist offline E-Mail an Ulrich senden Beiträge von Ulrich suchen Nehmen Sie Ulrich in Ihre Freundesliste auf
Benny
unregistriert
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Hallo,

Danke für den Bericht, @Antonius.
Ob solch eine Austellung auch in Deutschland möglich wäre??

Gibt, bzw gab es nicht ein Gesetz in der Schweiz, was einem Schweizer den Dienst mit der Waffe in einer fremden Nation untersagte und
dass Schweizer, die in der Zeit von 1939 -1945 auf Seiten der deutschen Streitkräfte gekämpft haben, sich dafür später vor Schweizer Gerichten verantworten mußten?
Galt das auch noch für die Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft?
18.11.2008 10:40
Antonius Antonius ist männlich
Vorstandsmitglied


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Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 215
Herkunft: Schweiz

Themenstarter Thema begonnen von Antonius
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Hallo Benny

Es war und ist verboten in fremde Kriegsdienste zu gehen für einen Schweizer (egal Wehr- oder Streitmacht). Allerdings dürfte da die Gesetzeslage wohl schwierig werden für Doppelbürger.

Wie es den Heimkehrern ergangen ist, kann ich nicht sagen. Aber eines weiss ich, es waren nicht mehr viele. Obwohl die Schweizer schon 1948 aus den Lagern entlassen werden mussten lt. einem Abkommen - woran sich auch die Sowjetunion hielt.

Antonius
18.11.2008 22:43 Antonius ist offline E-Mail an Antonius senden Beiträge von Antonius suchen Nehmen Sie Antonius in Ihre Freundesliste auf
Inge
unregistriert
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Hallo,
diese mail habe ich von dem Veteranen Harald Föhr bekommen.
Er ist eigentlich Berliner, wohnt aber schon lange in Zürich u. war auch am Eröffnungstag in der Ausstellung in St. Gallen. Er hat Herrn Prinzing bei der Zusammenstellung der Ausstellung geholfen.



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Tagesanzeiger vom 24.11.08

Er lag schon im Sterbezimmer und überlebte die sowjetische Gefangenschaft

Von Antonio Cortesi, St. Gallen. Aktualisiert vor 53 Minuten



Eine Ausstellung thematisiert erstmals in der Schweiz das Schicksal von Nazi-Soldaten in russischen Gefangenenlagern. Föhr war vier Jahre interniert und lebt heute in Zürich.



Wahlschweizer Harald Föhr konnte lange nicht über das Erlebte reden. Seit einem Besuch in Russland hat sich die Redeblockade gelöst: «Wer vor Erschöpfung zusammenbrach, blieb für immer liegen.»
Photo: Reto Oeschger ·

· Schweizer Krieger, gefangen in Russland

Die lebensgrosse Puppe eines bewaffneten russischen Wachmanns am Eingang der Ausstellung wirkt auf den Besucher kaum bedrohlich. Doch Harald Föhr greift sich an die Brust und erschaudert. «Dieses Gefühl bringt man nie mehr los», sagt er.

Harald Föhr, Jahrgang 1925, aufgewachsen in Berlin, war als 19-Jähriger in die deutsche Wehrmacht eingezogen worden. In sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet er im Frühjahr 1945, zwei Jahre nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad. Was dann geschah, erzählt der ansonsten lebensfrohe Senior mit einer Mischung von Bedrückung und Triumph.

Den Widerstand auf der Brust getragen

Eine Vitrine zeigt zwei Gegenstände, die Föhr unter Lebensgefahr über die Zeit im Lager retten konnte: einen Siegelring und eine Uhr. «Wer mit Wertsachen erwischt wurde, wurde auf der Stelle erschossen», sagt Föhr. Er aber hatte Glück. Er hielt die Erinnerungsstücke Tag und Nacht auf der Brust unter dem Hemd versteckt - als Symbol für den inneren Widerstand. «Wir waren wehr- und rechtlos. Dass ich mein Leben für etwas aufs Spiel setzte, gab mir in dieser Situation die Kraft zum Überleben.»

Die Lagerinsassen wurden für den Strassen- und Häuserbau eingesetzt. Am schlimmsten waren jene dran, die ins «Holzkommando» eingeteilt wurden: Das Holz musste im Winter bei bis zu 50 Grad minus aus zehn Kilometer Entfernung auf einem Schlitten herangeschleppt werden. «Wer dabei vor Erschöpfung zusammenbrach, blieb für immer liegen.» Das Essen: drei Rationen wässriger Kohlsuppe plus 200 Gramm Brot. «Wir waren total ausgemergelt.» Hinzu kamen die katastrophalen hygienischen Bedingungen. «Wenn wir auf den Pritschen lagen, regneten die Wanzen buchstäblich auf uns herunter.» Das Qualvollste war aber die Ungewissheit: «Wir beneideten jeden Schwerverbrecher, der ein Strafmass hatte und sich gedanklich auf das Ende der Pein einstellen konnte.»

Noch heute sucht er den Lebensretter

Föhr wurde im März 1949 heimgeschickt. Und er sucht bis heute nach jenem Kameraden, der ihm 1947 im Lager das Leben gerettet hatte. Föhr lag mit Bauchtyphus, hohem Fieber und bloss noch 45 Kilogramm Körpergewicht im «Sterbezimmer» und glaubte zu verdursten. «Eines Morgens wurde mir aber ein neuer Sanitäter zugeteilt, der mir endlich Wasser brachte.»

Zurück im alten Beruf - das half

Glück habe er auch nach seiner Heimkehr gehabt. Mutter und Schwester hatten den Krieg in Berlin überlebt, und dank früherer Kontakte konnte der ausgebildete Schauspieler in seinem einstigen Metier bald wieder Fuss fassen. Das half dem vom Lagerleben Traumatisierten, sich rasch wieder in der Normalität zurechtzufinden.

Über seine Leidensjahre reden konnte er aber lange nicht. Das Schweigen brach er erst 1994, nachdem er erstmals wieder nach Russland gereist war, nach Wologda, rund 500 Kilometer nordöstlich von Moskau, dem Ort seiner Gefangenschaft. «Eine russische Gastfamilie nahm mich, den angeblichen Nazi-Verbrecher, wie einen verlorenen Sohn auf. Diese versöhnliche Geste hat mir die Zunge gelöst.»

Eine Nazi-Gedenkausstellung?

1959 hatte Föhr ein Engagement am Stadttheater Bern. Seither lebt er in der Schweiz. Er heiratete eine Iranerin, wurde Vater von drei Töchtern, Vertreter einer Getränkefirma, liess sich einbürgern und lebt heute in Zürich. Auch dank seines Glaubens hat der rüstige Rentner das seelische Gleichgewicht weitgehend wieder gefunden. Und lebt sein musisches Talent noch immer aus - derzeit als Alleinunterhalter am Piano im Restaurant Da Capo des Zürcher Hauptbahnhofs.

Rund 3,5 Millionen Angehörige der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS gerieten zwischen 1941 und 1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Ungefähr 2 Millionen kehrten heim - die letzten erst 1956. Im Krieg kämpften auch rund 2000 Freiwillige aus der Schweiz oder im Hitler-Deutschland lebende Schweizer auf deutscher Seite. Wie viele von ihnen in Kriegsgefangenschaft gerieten, ist ungeklärt. Aber auch ihnen ist die St. Galler Ausstellung gewidmet. Das Museum erhielt kritische Reaktionen: Die Ausstellung biete schweizerischen Landesverrätern eine Plattform und sei letztlich eine Nazi-Gedenkausstellung.

«Völlig verfehlter Vorwurf»

Die Kuratorin Nathalie Zellweger weist die Kritik zurück. Die Ausstellung bemühe sich um eine möglichst objektive Sicht des Themas. «Ein völlig verfehlter Vorwurf», sagt auch Harald Föhr, «es geht hier einzig darum, schwere menschliche Schicksale darzustellen.» Viele seiner Kameraden seien damals «wie die Fliegen weggestorben». Ihrer zu gedenken, sei sein einziges Anliegen.

Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen: Kälte, Hunger, Heimweh. In sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die Ausstellung dauert bis 13. September 2009.
Gruß Inge

Dateianhang:
jpg H.Föhr Foto2.jpg (123,05 KB, 75 mal heruntergeladen)
26.11.2008 17:26
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