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Vermisstenforum » Berichte von Gefallenenbergungen » Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
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Zum Ende der Seite springen Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009)
Beiträge zu diesem Thema Autor Datum
 Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Ingo 09.05.2009 12:06
 RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) ChristianKa 23.08.2009 20:23
 RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) engel6 21.03.2013 19:40
 RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Diana 15.11.2011 23:27
 RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Thor 21.03.2013 20:00

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Ingo
unregistriert
Achtung Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo,

hier der von Sascha gefertigte Bericht zu unserem Einsatz vom 11.04.-25.04.2009.

Gruß Ingo
________________________________________________

Hallo,

es folgt nun ein ausführlicher Bericht über unseren Einsatz vom 11.04.-25.04.2009 in der Ukraine!

Pünktlich Samstag früh trafen wir (Werner G., Werner M., Ingo W., Markus M., Henning H.
Elias T., Reimar T., Sascha U. und Udo W.) uns auf dem Flughafen Tegel, um die lang ersehnte Bergungsfahrt in die Ukraine anzutreten!
Einige der Genannten waren bereits am Vorabend oder in der Nacht angereist und haben sich bei Ingo zu Hause auf das Kommende vorbereitet! So flogen wir gegen 8.00 Uhr in Richtung Riga. Dort gelandet, verbrachten wir eine etwa 2-stündige Wartezeit auf dem Flughafen, um dann von Riga nach Kiev weiter zu fliegen. Gegen 15 Uhr landeten wir in Kiev und mieteten uns einen Kleinbus bei Europcar, da kurz vor Reiseantritt durch die ukrainische Fluggesellschaft der Anschlussflug nach Lviv (Lemberg) storniert wurde!
Von da ab begann ein Gewaltakt, welcher bei “ besten Straßenverhältnissen “ und absoluter
Gewichtsauslastung ca. 12 h über eine Distanz von 720 km andauerte. Wir kamen bei strömenden Regen am Sonntag, denn 12.4 in der Nacht gegen 3:30 Uhr in unserem Zielort
Kolomyja an! Wir teilten uns sofort auf den Hotelzimmern auf, denn alles was wahrscheinlich jeder wollte, war eine Mütze Schlaf nehmen!

Mit aufgetankten Akkus und einem rustikalen Frühstück am späten Vormittag, beschlossen wir, uns einige bekannte Grablagen anzuschauen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen, denn nichts geht, ohne eine anständige Vorbereitungsphase, zumal das durchwachsene Wetter und damit die Umwelteinflüsse noch keinen Grabungsakt zuließen!

Am Montag, den 13.4. war es dann soweit! Nachdem wir uns noch etwas Werkzeug besorgt hatten, sind wir am frühen Vormittag zur Grablage mit den 350 Toten gefahren, welche auf einem Berg gelegen sein sollte! Nach etwas Hilfe beim Anschieben des Autos und etwas Angstschweiß, das wir uns festfahren würden, sind wir im leichten Nebel oben angekommen! Wir widmeten uns jedoch erst einer Grablage, die abseits der 350-er Grablage lag und bereits geplündert war! Bis zum frühen Nachmittag hatten wir nur noch wenige Überreste eines angeblichen Hauptmannes der Gebirgsjäger geborgen, obwohl dort noch einige Offiziere hätten liegen sollen! Aber nach gründlicher Grabung, konnten wir nur feststellen, dass dem nicht so und die Erde allerdings äußert undankbar zu bearbeiten war( reiner Lehm und Ton).
Anschließend widmeten wir uns der großen Grablage und begannen an verschiedenen Stellen
Sondierungsgrabungen durchzuführen! Gegen 18 Uhr brachen wir ab, da kein Sucherfolg eintrat! Zum Abschluss des Tages genossen wir in geselliger Runde mehrere Kilo Schaschlik und dazugehörige Beilagen, sowie Flüssigkeit und bereiteten uns seelisch auf den nächsten Tag vor.

Dienstag, 14.4. fuhren wir zu einer Grablage zum kleinen Ort Bortniki,
welches einige km entfernt liegt! Es handelt sich hier um eine Massengrablage im Umfang
von 26-28 deutschen Soldaten, welche Verwundete im örtlichen Lazarett waren und von Soldaten der Roten Armee bei Eintreffen sofort getötet wurden! Diese Grablage lag ebenfalls auf einer Anhöhe, etwa am Waldrand! Einige Meter weiter im Wald, befindet sich eine weitere Grablage mit ca. 7 Deutschen in einem Granatentrichter! Diese konnten wir per Hand nicht angehen, da der Trichter etwa 3 m tief und voll Wasser war, welches erstmal versickern müsste! Also nahmen wir einige Probegrabungen vor, um eventuell die größere Grablage zu finden! Wir entschieden dann nach mehreren Stunden des erfolglosen Grabens, das hier ein Bagger nötig wäre, da auch hier ein undankbarer Boden und ein Melorationsgraben unsere Arbeit stark beeinträchtigte! Wir beendeten unser Arbeit vorerst und besuchten noch ein kleines Museum im Ort, welches in einer Schule untergebracht war! Eine kleine Spende an das Museum und ein Eintrag ins Gästebuch rundete diesen Tag ab und wir begaben uns wieder ins Hotel.

Mittwoch, 15.4. fuhren wir wieder zur 350-er Grablage bei Kolomyja und fingen sofort an verschiedenen Stellen an, in zwei Trupps aufgeteilt, Sondierungsgrabungen anzustellen! Während Ingo, Werner + Werner, Reimar und Elias weiter oben am Berg sondierten, gruben Henning, Markus und Sascha (in Begleitung Udo) in den lang gezogenen
Stellungssystemen den Berg um. Und wieder wurde ein weiterer Tag nicht mit Erfolg belohnt, obwohl die ansässige Bevölkerung auf uns aufmerksam wurde und uns nach ihren Möglichkeiten und Wissen zu helfen versuchte! Das Abendessen im Restaurant“ Sabawa“ und die liebreizenden Bedienungen rissen allerdings eine Menge raus!

Am Donnerstag, 16.4. begaben wir uns wieder auf den Berg bei Kolomyja, um weiter zu suchen! Nebenbei hatten wir einen Termin mit einer älteren Frau, welche uns eine weitere Grablage (ca. 20 Deutsche) zeigen wollte! Werner + Werner, Elias und Reimar ließen sich die Grabstelle zeigen und fingen dort an zu suchen und die anderen suchten weiter nach der 350-er Grablage! Am Nachmittag gingen Udo und Sascha in ein Dorf am Fuße des Berges, um eventuelle weitere Informationen zu bekommen! Dies erfüllte sich letztendlich, da die Bevölkerung uns Deutschen vorwiegend sehr freundlich gesonnen ist (kann man anhand der Geschichte Galiziens nachforschen). So erfuhren wir von einem nahe gelegenem Regimentsgefechtsstand, welcher von Katjuschas eingeebnet wurde, mitsamt Kdr. und Stab! Diese liegen ebenfalls dort in unkenntlich gemachten Gräbern! Mit anzumerken ist, dass zu Zeiten der Sowjets in den 50-er Jahren besonders viel Aufmerksamkeit den deutschen Krieggräbern zu Teil wurde, um sie akribisch zu beseitigen! Auch dieser Tag blieb ohne Erfolg bei den Grabungen. Ein kleines Highlight wurde uns noch zu Teil, da eine Person aus Bequemlichkeit am liebsten genau zur Grablage fahren wollte! Wir verbrachte dann 2,5 h damit einen Knüppeldamm zu bauen, um unseren, im grundlosen Morast festgefahrenen Kleinbus wieder zu befreien! Was hatten wir Spaß dabei!!!!!!

Der Freitag (17.4.) war identisch mit dem vorhergehenden Tag! Es wurde schwer geschuftet, aber der Erfolg blieb aus! Da wir trotz alledem eine super Truppe sind, schauten wir hoch motiviert in die Zukunft!

Samstag (18.4.) bekamen wir von einer am Berg wohnenden Frau eine weitere Auskunft über zwei Einzelgrablagen, welche an einem Hang an einem Bach gelegen sein sollten. Auch hier führte eine bodentechnische Umsetzung des Hanges von Hand zu keinerlei Erfolg, da von oben immer wieder der Boden herunter geschoben wurde und die Toten, so sie da liegen, bereits 3 m im Hang versteckt sein könnten! Es wurde uns allerdings noch einmal versichert, dass die 350-er und die andere 20-er Grablage definitiv vorhanden wären! Am Abend brachen wir dennoch ab, um beim gepflegten Abendmahl über das weitere Vorgehen zu beratschlagen!

Am Sonntag (19.4.) begann das orthodoxe Ostern und zu dieser Zeit herrscht absolutes Arbeitverbot! So verbrachte jeder den Tag, wie er Lust hatte! Udo, Henning und Markus fuhren auf Entdeckungstour in Richtung Karpaten, Ingo, Reimar und 2 mal Werner nahmen an der Ostermesse teil, während Sascha und Elias die Zeit mit Langeweile totschlugen! Am Nachmittag unternahmen Ingo, Werner + Werner und Sascha mit einem Einheimischen einen Wanderausflug in Kolomyja zum ehemaligen Evangelischen deutschen Friedhof, der in Bruchteilen wieder sichtbar gemacht wurde!

Wir entschlossen uns am Ostermontagvormittag (20.4.) noch einmal die zwei Einzelgrablagen anzugehen, da diese etwas abseits lagen.
Wir brachen aber gegen Mittag ab, da kein Erfolg in Aussicht trat! Anschließend verlegten wir ins Hotel! Udo, Henning und Sascha entschlossen sich aber noch mal zu 20-er Grablage am Fluss in Kolomyja zu fahren und eventuell dort was zu erreichen! Vor Ort angekommen trafen wir auf den Grundstücksbesitzer und eine nette Frau reifen Alters, welche uns sagte, das sie die Pflege der Grablage innehatte, da ihr Vater beim Begraben der 20 Gefallenen mitgewirkt hatte. Sie bestätigte uns, dass wir am folgenden Mittwoch eine Exhumierung vornehmen dürften, da Dienstag auch Ostern wäre und sie erst einen Pfarrer zur Grablage holen wolle, um die Toten auszusegnen! Anschließend folgte eine Einladung zum Essen bei der Frau, wo wir gut bewirtet wurden und vom selbst gebrannten Schnaps kosten durften, der mich( Sascha) etwas ins schwanken brachte. Wir ließen den Tag dann ganz ruhig ausklingen!

Am Dienstag (21.4.) hatten wir um 9 Uhr einen Termin mit einem Zeitzeugen auf dem Berg bei Kolomyja! Dieser führte uns zur 20-er Grablage, wo Reimar, Elias und 2-mal Werner bereits gesucht hatten! Er zeigte uns den Bereich und wir fingen sofort an zu graben! Auf einmal stand er an einer Stelle, welche diesmal erfolg versprechend aussah, wo er ganz sicher wirkte, dass dies die Stelle wäre! Also gruben Henning und Sascha los und siehe da, es trat ein Wunder ein! Nach Tagen des Kampfes gegen Demotivation, stießen wir in ca. 40-50 cm auf Knochen! Das gab Auftrieb! Schon waren die ersten Gefallenen freigelegt, da sahen wir, was der Boden uns überließ. Selbst die Oberschenkelkochen waren derart angegriffen, das vom Gefallenen nicht mehr viel übrig war. Dennoch war es ein sehr erfolgreicher Tag, da insgesamt die sterblichen Überreste von 11 deutschen Gefallenen und 7 Erkennungsmarken sichergestellt werden konnten!

PZ.Gren.(F.A.)Rgt./ -6-
Stuka.- Schütz- Kitz. Tech. Kp./ -238- , 0
2./ Geb.Jg.Ers.Rgt. 137 / -1630-, 0
J.Pz.Jäg.E.K.75/ -890-, 0
…/ J. E. B.75/ -5592, A

2 nicht mehr lesbare EM., sowie ein silbernes VA!


Auch wurde parallel weiter nach der 350-er Grablage gesucht, doch blieb die weiterhin nicht auffindbar! Frohen Mutes zogen wir spät in unser Stammlokal und freuten uns auf den nächsten Tag!

Hoch motiviert begannen wir den Mittwoch (22.4.) in aller Frühe, gegen 5.30 Uhr an der 20-er Grablage in Kolomyja! Jedoch mussten wir unsere Tätigkeiten schon nach kurzer Zeit einstellen, da der vermeintliche Grundstücksbesitzer auf einmal kein Interesse mehr an einer Exhumierung der Toten hatte! Etwas enttäuscht und auch verwundert begaben wir uns zu einer anderen Grablage in einen anderen Ort! Dort angekommen sprachen wir mit der Grundstücksbesitzerin, da auch diese 7-er Grablage (es handelt sich um 7 deutsche Soldaten der Panzertruppe, welche in unmittelbarer Nähe gefallen sind) auf einem Privatgrundstück gelegen ist. Doch auch hier war Fortuna nicht auf unserer Seite und die Exhumierung scheiterte an einer unverschämten Geldforderung. Noch mehr enttäuscht über den Tagesbeginn beschlossen wir erstmal in ein nettes Lokal, welches auf unserem Rückweg lag, einzukehren! Nach einem Kaffee beschlossen Udo, Henning und Sascha nach Kolomyja zurück zufahren um einige Dinge zu erledigen, während die anderen erstmal bis zur Rückkehr im Restaurant, welches übrigens auch ein Hotel ist, warten. Zwischenzeitlich hatte der Umbetter des Volksbundes, Herr Schrader, welcher für die Ukraine zuständig ist und mit dem wir im Kontakt stehen, einen Trupp seiner Helfer aus Lemberg zu unserer Unterstützung auf den Weg geschickt, welche um die Mittagszeit in Kolomyja eintreffen sollten. Der Termin konnte vorerst nicht wahrgenommen werden, da die Herren noch nicht eingetroffen waren und so entschlossen sich Udo, Henning und Sascha einen Termin mit einem Zeitzeugen (diese Person war früher Partisan) nachzugehen, welcher uns eine neue Grablage auf dem bereits oftmals erwähnten Berg bei Kolomyja zeigen wollte. Es handelte sich auch hier um einen angelegten Friedhof, mit ca. 50 Deutschen! Der Zeitzeuge konnte aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht mehr mit auf den Berg marschieren und so beauftragte er einen jüngeren Bekannten, welcher auch ortskundig ist! Wir konnten auch diese Grablage nicht mehr lokalisieren, da der vermeintliche Standort vor Jahrzehnten umgepflügt und neu bepflanzt wurde! Also durchkämmten wir den fast den gesamten Berg nach Grablagen und konnten auch eine weitere, welche mit einem Hochkreuz gekennzeichnet ist, finden. An dieser Stelle sollen, nach Zeitzeugenaussagen mehrere hundert Russen und Deutsche und auch Ungarn in Trichtern begraben sein, nachdem man sie alle aus der Umgebung zusammen getragen hat. Nach mehreren Stunden trafen wir drei uns wieder am Auto und verlegten ins Hotel. In der Zwischenzeit sind unsere im Restaurant Verbliebenen in einer beispiellosen Durchschlageoperation mit dem Bus nach Kolomyja gefahren und haben sich, in Begleitung eines beorderten Dolmetschers namens Anatoly, mit der Truppe aus Lemberg getroffen, da diese unsere geborgenen Gefallenen übernehmen sollten und wichtige Papiere bei sich hatten!
Das Gespräch verlief positiv und es wurde ein gemeinsamer nächster Arbeitstag vereinbart. Den restlichen Tage ließen wir beim Abendessen in einer Planungsphase für den nächsten Tag ausklingen.

Wir fuhren am Morgen des nächsten Tages (Donnerstag, 23.4.) zusammen mit der Lemberger Truppe zu dem Ort, wo die 7 Panzersoldaten auf dem Privatgrund lagen. Dort angekommen, setzen sich der Lemberger Trupp (von der Firma Garant: Miron, sein Sohn und Bogdan) mit dem Bürgermeister in Verbindung, während wir (dieses Mal waren Werner M. und Reimar T. nicht mit dabei) an einer vereinbarten Stelle warteten, bis alle Formalitäten erledigt waren! Anschließend wurde die Besitzerin des Grundstückes in Begleitung des Bürgermeisters aufgesucht, um sie zu überzeugen, dass die 7 Soldaten auf einen ordentlichen Friedhof gehören und ihr eine eventuelle Flurschadenentlohnung anzubieten! An einer unglaublichen Forderung einer pro Kopf Summe für jeden Toten in Höhe von „ 5000“ Dollar (muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) und Sprüchen, wie „…das sind meine Toten…“, scheiterte die Aktion abermals! Wir zogen stocksauer (auch der Bürgermeister) von dannen! Diese Aktion wird wohl für die Frau und deren Familie schwerwiegende Folgen in diesem Ort haben, das versicherte uns der Bürgermeister. Im selben Ort ist eine weitere Grablage gelegen, welche sich an einer Kirche aus polnischer Zeit befindet. Es sollen dort rechts und links der Kirche ca. 200 Ungaren der 1. königlich ungarischen Armee begraben sein! Zu Sowjetzeiten war auf dieser Fläche immer ein Wochenmarkt betrieben worden, aber das nur am Rande! Die drei Lemberger mussten noch einige Unstimmigkeiten mit der Kirchenverwalterin beseitigen und erfuhren aus einem Belegungsplan und von einem Zeitzeugen, welcher beim Begraben dabei war, das auch deutsche Soldaten mit bestattet worden sind! So begann gegen Mittag eine vereinte Sondierungsaktion. Als erstes wurden zwei ungarische Soldaten in Einzelgrablagen freigelegt, während parallel ein Massengrab mit vorerst 4 ungarischen Soldaten, welche durch Uniformknöpfe und ein Identitätsmedallion als solche zu erkennen waren. Nach einigen Stunden sind wir endlich auf die deutsche Grablagenreihe gestoßen und legten den ersten Soldaten, welcher am Uniformknopf zu erkennen war, frei! Eine Erkennungsmarke ließ nicht lange auf sich warten. Wir beschlossen, uns einen Bagger zu beschaffen, da die Länge der Gräberreihe unklar war und dies auch auf Grund des fortlaufenden Zeitverlustes dringend als Unterstützung nötig wurde! Der Bagger kam bald und in der Zwischenzeit nahmen wir einen Imbiss in einem kleinen Cafe gegenüber der Kirche zu uns! Ich muss hinzufügen, dass dieses Cafe einer älteren Polin gehörte, die mehrere Läden in der Ortschaft ihr Eigen nennen durfte. Diese Frau hatte nicht nur sehr leckere Hotdogs, Borschtsch und andere Leckereien (auch die Töchter und Enkelinnen waren eine Augenweide) zu Spotpreisen, sie war sehr freundlich und hilfsbereit in allen Belangen! Sie begründete das damit, dass sie es sehr gut findet, dass wir extra aus Deutschland angereist waren um „ unsere Soldaten“ nach Hause zu holen! In der Angelegenheit “7-er Grablage und 5000 Dollar pro Toten“ versprach sie uns volle Kooperation in Form von Kreditstreichungen in ihren Läden für diese Familie! Als der Bagger da war und ungefähr alle Schüler der neben der Kirche gelegenen Grundschule den Friedhofzaun vor Neugierde fast vernichtet hatten, konnte unsere Arbeit im Akkord losgehen, da wir bekanntlich kein Zeit mehr zu verlieren hatten. Wir konnten den Tag gegen 20.30 Uhr wegen Dunkelheit als erfolgreich abschließen und während das Lemberger Dreierteam bei der netten Frau nächtigte, begaben wir uns etwas physisch erschlagen in unser Hotel! Einige gingen gleich schlafen und der Rest entschloss sich noch ein letztes Mal im Sabawa einen Abschiedsimbiss einzunehmen! Mit ungesund vollen Magen gingen wir später ebenfalls in die Ruhephase über, da wir am nächsten Tage, noch bevor wir gegen Mittag abreisen wollten, die nicht ganz abgeschlossene Tagesarbeit zu Ende zu führen wollten!

In aller Frühe begaben sich Ingo, Udo, Elias, Markus, Henning und Sascha am nächsten Tage (Freitag, 24.4.) zur Grabungsstätte des Vortages, wo der Lemberger Trupp mit dem Bagger schon zu Gange war! Wir begannen sofort mit dem Bergen der Gebeine und konnten zwei weitere Ungarn und einen Deutschen mit EM sicherstellen und damit die Arbeit hier vorerst abschließen.

Insgesamt konnten auf dem Grundstück der polnischen Kirche geborgen werden:
21 deutsche Gefallene mit 12 Erkennungsmarken
8 ungarische Gefallene mit 1 Erkennungsmarke (leider ohne Daten)

Stm/ Le. Art. Ers. Abt 11 – 5183 -
2. / Inf. Ers. Btl. 169 – 2112 -
T. Kp. Pz. Jg. TRS. ABT. 47 – 1247 - A
Ers.Art.N 684 Zg. 3 – 6178
L.PI.KOL. _ I.BTL – 30 – O
Pz.Pi.BTL. 39 – 380
Tr.BTL. 1 – 247 – A
Stamm.Kp.Pio.Ers.Btl. 1 – 1613 – A
19. Div.Pz.Gr.Ers.Btl. 230 – 832
--BE 107 – 1701
2.JNF.ERS.BTL. 189 – 2112


Nach einem köstlichen Imbiss bei der netten Dame gegenüber und anschließender Verabschiedung von Ihr und unseren Lemberger Kollegen, Miron und Bogdan (vorab übergaben wir noch einen Pinpointer zum aufspüren von Erkennungsmarken und mehrere 100 Klemmverschlusstüten in diversen Größen für eventuelle Beifunde) begaben wir uns schnellstens nach Kolomyja! Dort erledigte Jeder noch die Dinge, die er noch nicht gemacht hatte, so dass wir gegen 13.00 Uhr mit unserem Fahrzeug in Richtung Kiev aufbrechen konnten! Nach einer Horrorfahrt von ca. 12 h und anschließender gemeinschaftlicher Übernachtung im Fahrzeug, brach nun unser Abreisetag an. Wir verbrachten die Zeit bis zum Abflug in Richtung Heimat um 15.15 Uhr auf dem Flughafen und konnten ein unglaubliches Polizeiaufgebot mit allem Drum und Dran beobachten! Nach 2 kurzen Flügen und einer 1-stündigen Aufenthaltsphase in Riga, kamen wir in Berlin/ Tegel gegen 19 Uhr wieder sicher an. Nach anschließender Gepäckaufnahme trennten sich unsere Wege.

Als Fazit muss ich erwähnen, das es im Großen und Ganzen eine weitere wertvolle Erfahrung war, auch wenn von der ursprünglichen Planung kaum etwas umgesetzt werden konnte! Wichtig ist, das es für uns in dieser Region noch unheimlich viel Arbeit gibt und dabei kann man hoffen, dass wir uns in Zukunft dort ein festes Standbein aufbauen können, um regelmäßig in dieser Region wirken zu können!

Eine Auswahl von Bildern dieser Aktion ist hier zu finden:

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09.05.2009 12:06
ChristianKa ChristianKa ist männlich
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Dabei seit: 22.01.2008
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RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Super Einsatz, trotz der ausgiebigen Beschreibung, richtig spannend zum Lesen.
Kann man auch schon in der aktuellen Ausgabe des KAMERADEN Juli/August nachlesen.
Nochmals meine Hochachtung

CHRISS44
23.08.2009 20:23 ChristianKa ist offline E-Mail an ChristianKa senden Beiträge von ChristianKa suchen Nehmen Sie ChristianKa in Ihre Freundesliste auf
engel6 engel6 ist weiblich
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Dabei seit: 17.03.2013
Beiträge: 11
Herkunft: Österreich

RE: Bericht zum Ukraine-Einsatz (21.04.-25.04.2009) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo!
Hat es in Nikopol auch schon Grabungen
gegeben? Ich bin neu in diesem Forum .
Mein Onkel ist vermutlich in dieser Gegend
gefallen.Er gilt aber noch immer als vermisst.
Wäre für eine Antwort sehr dankbar
Lg.engel6
21.03.2013 19:40 engel6 ist offline E-Mail an engel6 senden Beiträge von engel6 suchen Nehmen Sie engel6 in Ihre Freundesliste auf
Diana Diana ist weiblich
Jungspund


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Dabei seit: 02.10.2006
Beiträge: 10
Herkunft: Urspruenglich aus dem Erzgebirge, jetzt jedoch England - RAF Lakenheath

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Ein sehr interessanter Beitrag. Mein Respekt fuer diese Einsaetze, sowas ist sicher nicht immer einfach aber ich bewunder jeden der sich zur Gefallenenbergung bereit erklaert!

__________________
Tell them that you love them everyday, you don't know what tomorrow may bring!
15.11.2011 23:27 Diana ist offline E-Mail an Diana senden Beiträge von Diana suchen Nehmen Sie Diana in Ihre Freundesliste auf
Thor
Routinier


Dabei seit: 07.10.2012
Beiträge: 329

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Moin engel6,

frage einmal hier, ich meine die Leute sind auch sehr kompetent,
21.03.2013 20:00 Thor ist offline E-Mail an Thor senden Homepage von Thor Beiträge von Thor suchen Nehmen Sie Thor in Ihre Freundesliste auf
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