Französische Zivilarbeiter |
Tobias
Moderator
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Beiträge: 705
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Französische Zivilarbeiter |
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Abend zusammen,
ich suche Informationen über Unterlagen von französischen Kriegsgefangenen die später zu Zivilarbeitern wurden.
Kann mir einer sagen, was die Fremdarbeiter alles machen mussten (Anträge etc.) um als Zivilarbeiter zu zählen?
Welche Anträge mussten die Arbeitgeber stellen?
Wo wurden sie überall registriert?
Wer hat schonmal beim durchforschen von (Regional-)Archiven Unterlagen über in der Heimat stationierten Gefangene gefunden und kann sich näher daran erinnern?
Das einzig mir bekannte ist die Ausländermeldekartei.
Benötige die Angabe für die Suche nach einem franz. Fremdarbeiter.
Gruß
Tobias
__________________ Suche Infos zur 101.Jäger-Division, 2.Fallschirmjäger-Regiment, 69./131./227.ID
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08.03.2010 21:53 |
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Ricard
Jungspund
Dabei seit: 23.04.2009
Beiträge: 34
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RE: Französische Zivilarbeiter |
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Hallo, Tobias,
aus: Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft in der NS-Zeit an der Niederelbe von Bohmbach/Kahrs
"Um bei den Kriegsgefangenen die einengenden Bestimmungen des Völkerrechts zu umgehen, wurden Kriegsgefangene
vielfach pauschal in den Zivilstatus versetzt und galten dann als Zivilverschleppte ohne rechtlichen Schutz."
Ich denke, die Begrifflichkeiten lassen sich nicht so leicht trennen. Ein Kriegsgefangener wurde ziviler Zwangsarbeiter.
Die Zivilarbeiter, die angeblich z. B. in Polen angeworben wurden, sind teilweise von der Straße weg "eingefangen" und verschleppt
worden oder innerhalb von Familien mußte mindestens eine Person in die Zwangsarbeit.
Ich habe in einem Archiv einige Unterlagen eingesehen von französsichen Kriegsgefangenen.
Von jedem Zwangsarbeiter wurde eine Karteikarte mit Foto angelegt (die Gebühr für das Foto mußte vom Arbeiter bezahlt werden).
Die Kriegsgefangenen gehörten zu einem bestimmten Lager. Aus den Lagern wurden sie in Arbeitstrupps oder -kommandos in die Umgebung verlegt.
Haben dort tlw. auf dafür umfunktionierten Kegelbahnen von Gasthäusern oder in kleineren Lagern geschlafen.
Von diesen Unterkünften wurden sie unter Bewachung von Landesschützen zu ihrem Arbeitseinsatz gebracht.
Eine Registrierung hat meines Erachtens folgendermaßen stattgefunden:
- in dem Land, in dem die Gefangennahme stattfand
- bei der Ankunft in Deutschland im jeweiligen Landkreis
- im Lager
- bei der Verwaltung durch die Landesschützen
- bei der Unterkunftsstelle
- dort bei der hiesigen Polizei
- tlw. haben Geschäftsleute Vereine gegründet, um den Einsatz der Arbeitskräfte zu optimieren. Aus den Kassenbüchern der Vereine ist die Abrechnung ersichtlich (habe gerade eines fotografiert). Du hast die Ausländermeldekartei erwähnt. Ich habe Anmeldebögen für "Auswärtige Arbeitskräfte" gesehen, die tlw.vom französischen Kriegsgefangenenselbst ausgefüllt wurden (Anschriftenfeld). Von der deutschen Verwaltung war eingetragen worden, bei welchem Arbeitgeber der Kriegsgefangene eingesetzt wird. Bei den Arbeitgebern muß es also auch Listen geben.
- In diesen Bögen fand ich den Vermerk, dass bei der Heimatgemeinde in Frankreich, die Zusendung des Passes beantragt wurde. Meine Schlussfolgerung (ohne Gewähr): auch in Frankreich muss der KGF registriert worden sein, und zwar von den französischen Behörden
Gruß - Ricard
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Ricard: 20.03.2010 14:33.
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20.03.2010 14:27 |
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JANE
Eroberer
Dabei seit: 13.09.2006
Beiträge: 57
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Kriegsgefangene und Zivilarbeiter |
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Hallo Tobias,
es ist möglich, dass die Registrierung der Kriegsgefangenen regional unterschiedlich gehandhabt wurde.
In meiner Region waren die Arbeitsämter in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, den Ortsbauernführern und den Kreishandwerkerschaften für die Verteilung der Kriegsgefangenen zuständig.
So war das Bürgermeisteramt und die Polizeistationen auch für die Auflistungen der Namen zuständig.
Ãœbrigens: Zwischen den Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern verlief keine klare Trennungslinie.
In der Regel erhielten die zur Zwangsarbeit eingesetzten Kriegsgefangenen nach einer gewissen Zeit den Status von Zivilarbeitern.
Bei den „Ostarbeitern“ gab es kaum einen Unterschied, es war egal ob sie sich nun Kriegsgefangene oder Zivilarbeiter nannten.
Der Unterschied bestand vielfach „nur“ in der Bewachung. Die Kriegsgefangenen unterstanden der Wehrmacht, die Zivilarbeiter der Gestapo.
Ich habe erst vor wenigen Tagen in unserem Stadtarchiv jede Menge Unterlagen zu den Zwangsarbeitern (auch Franzosen) gefunden.
Dort geht immer wieder aus den Unterlagen hervor, dass die Namen der Kriegsgefangenen durch die Arbeitsämter und Arbeitgeber, aber auch durch die Polizei zu den Bürgermeisterämtern bzw. Stadtverwaltungen gelangte.
Ich habe aber auch eine Auflistungen gesehen, wo nur die Personenzahlen angegeben waren.
Auf den Unterlagen war lediglich noch die Nationalität und das Geschlecht vermerkt. Darunter stand: „Namen der Insassen sind nicht bekannt“
Es handelte sich um Kriegsgefangene die in großer Zahl aus Sandbostel angefordert wurden.
Gruß
Jane
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20.03.2010 17:59 |
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Tobias
Moderator
Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 705
Themenstarter
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Hallo Jane,
hallo Ricard,
vielen Dank für die Informationen. Ich werde mich aber erst die nächsten Tage wieder damit befassen können. Melde mich hier dann.
Gruß
Tobias
__________________ Suche Infos zur 101.Jäger-Division, 2.Fallschirmjäger-Regiment, 69./131./227.ID
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23.03.2010 16:17 |
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Ricard
Jungspund
Dabei seit: 23.04.2009
Beiträge: 34
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Hallo, Tobias,
Ergänzung:
Ab Anfang März 1940 wurden (polnische) "Arbeitskräfte" sofort nach Verlassen des Transportzuges durch die Arbeitsämter erfasst.
Lt. Schnellbrief des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei an den Reichsarbeitsminister vom 08.03.1940
Ein Exemplar der Arbeitskarten ging an die Polizei, ein Exemplar an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin.
Dort wurden in einer Zentralkartei alle ZivilarbeiterInnen erfasst.
Gruß Ricard
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25.03.2010 00:05 |
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Tobias
Moderator
Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 705
Themenstarter
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Hallo Ricard,
Danke!
Woher hast Du die Infos? aus o.g. Buch?
Gruß
Tobias
__________________ Suche Infos zur 101.Jäger-Division, 2.Fallschirmjäger-Regiment, 69./131./227.ID
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25.03.2010 17:06 |
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Ricard
Jungspund
Dabei seit: 23.04.2009
Beiträge: 34
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Hallo, Tobias,
Quelle für die letzte Info (hatte ich vergessen):
Zwangsarbeitende im Landkreis Harburg 1939-1945
von Katharina Hoffmann und Michael Kreidner
Möchtest Du weitere Infos aus dem Buch, dann schicke bitte eine E-Mail.
Gruß Ricard
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25.03.2010 23:38 |
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34. ID
Eroberer
Dabei seit: 12.12.2006
Beiträge: 68
Herkunft: Rheinland
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Hallo zusammen,
hier mal ein Aufsatz zum Thema
"Zwangsarbeitereinsatz im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz. Die bürokratische Dokumentation und ihr Verbleib"
http://www.regionalgeschichte.net/hauptp...tereinsatz.html
Nach Kriegsende haben die einzelnen Länder Kommisionen nach Deutschland entsandt. Diese haben sämtliche Unterlagen betreffend
Zwangsarbeiter ihrer eigenen Nationalität eingesammelt und mit zurück genommen.
In den örtlichen Archiven ist somit in der Regel nicht mehr viel vorhanden.
Für einen franz. Zwangsarbeiter wäre wohl Frankreich die richtige Anlaufstelle.
Grüße
Sören
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26.03.2010 08:29 |
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34. ID
Eroberer
Dabei seit: 12.12.2006
Beiträge: 68
Herkunft: Rheinland
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Hallo nochmal
Als ersten Einstieg empfehle ich das Buch:
"Das nationalsozialistische Lagersystem" von Weinmann
Es enthält die seinerzeit erstellte Auflistung vieler Lager in Deutschland.
Das Register findet sich hier online:
http://www.zweitausendeins.de/cmsImgDB/ZA.pdf
Über den Einsatzort erhält man hier erste Anhaltspunkte über Lagertyp, Lagergröße und eventuell bei welchen Firmen der Einsatz erfolgt ist.
Ist der link schon bekannt?:
http://www.cegesoma.be/cms/index_en.php
Hierbei handelt es sich um ein belgisches Archiv.
Hier mal ein Beispiel, welche Art Unterlagen dort gelagert werden:
http://www.cegesoma.be/docs/Invent/Micro...micMVG_vol4.pdf
Häufig natürlich nur bezogen auf belgische Staatsbürger. Aber etwas ähnliches müsste es auch für Frankreich geben.
Hier noch eine weitere Anlaufstelle:
http://www.its-arolsen.org
Grüße
Sören
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26.03.2010 08:47 |
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