Vermisst auf Malta seit 5.3.1941 |
Eibensteiner
Jungspund
Dabei seit: 11.01.2011
Beiträge: 10
Herkunft: Niederösterreich
Themenstarter
|
|
Uwe,
vielen vielen Dank für Deine Mühe; der Anhang ist sehr gut lesbar!
Schöne Grüße
Thomas
|
|
15.01.2011 17:33 |
|
|
DR40eghs
Jungspund
Dabei seit: 26.11.2007
Beiträge: 10
Herkunft: Karlsruhe
|
|
Hallo Thomas,
Nachtrag 2:
hier noch meine persönliche Bewertung/Meinung zum Schicksal von Georg Latzelberger und Ludwig Hasslinger. Die Ausführung wird - gezwungenermaßen - etwas länger.
Zunächst solltest Du eigentlich froh sein, dass vergleichsweise viel Dokumentation überliefert ist (Flugbuch, diverse Briefe, Verlustmeldungen). Das ist weit mehr, als in über 95% der restlichen deutschen Verluste des 2.WK !
Der Standort des St.G 1 am 5.3.41 war Trapani. Für Angriffe auf Malta wurde Comiso als Absprungplatz gewählt (Zwischenlanden, Auftanken, evtl. Aufmunitionieren, Angriff, Rückflug nach T.). Trapani lag günstiger für die Bekämpfung des britischen Schiffsverkehrs Gibraltar-Malta-Alexandria, der die "Straße von Sizilien" (= Seegebiet Südwestspitze-Sizilien - Tunis/Tunesien) passieren musste.
Der Brief des Staffelkapitäns enthält eine kleine Ungereimtheit. Er spricht vom Angriff um 15.25 Uhr - aber der Start erfolgte laut Flugbuch um 16.35 Uhr. Die Flugbücher wurden auf der Staffel-Schreibstube aufbewahrt und geführt.
Ich denke, dass sich die Maschine etwa gegen 17.10 Uhr über Malta befand (Distanz von Comiso: etwa 150 km).
Hptm. Robert-Georg Freiherr von Malapert-Neufville (* 7.8.1912 in Darmstadt, RK 6.1.42, 99.EL posthum am 8.6.42) ist später übrigens selbst, als Gruppenkommandeur der II./St.G 1, bei einem Einsatz an der Ostfront am 21.5.1942 gefallen.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, heute noch Überlebende des Einsatzes als mögliche "Zeitzeugen" zu finden. Die überwiegende Mehrheit der fliegenden Besatzungen von 1941 hat den Krieg nicht überlebt.
Ich gehe fest davon aus, dass die Besatzung Latzelberger/Hasslinger bei der versuchten Notlandung auf Malta ums Leben kam. Die eigentliche Landung wurde ja (lt. Brief Malapert) auch nicht beobachtet - die anderen Besatzungen mussten sich auf die Erfüllung des Auftrags, bzw. ums eigene Überleben kümmern und hatten keine Gelegenheit für's "sight-seeing".
Da den Besatzungen das Mitnehmen von persönl. Unterlagen zum Einsatz streng verboten war (mögliche Rückschlüsse des Gegners auf Einheit/Standort/Ausrüstung sollten erschwert werden), blieb auf Malta zur Identifikation der Toten nur die Erkennungsmarke(n) - falls diese überhaupt gefunden wurde(n). Oft wurden von den Besatzungen - nach Aufschlagbrand oder Explosion der Maschine - keine identifizierbaren Reste gefunden.
Wenn überhaupt - dann wurde die Besatzung als "unknown soldier", zunächst auf Malta (brit. Friedhof Pembroke), bestattet.
Möglich wäre aber auch, dass die Maschine (falls doch noch der Rückflug versucht wurde) mit Besatzung ins umgebende Mittelmeer stürzte.
Ein guter Hinweise ist auf jeden Fall die Kontaktaufnahme mit dem VDK. Falls noch Unterlagen von der Umbettung (von Pembroke/Malta nach San Michele b. Cagliari, Sardinien) vorhanden sind, vorausgesetzt dass ursprünglich überhaupt ein Grab vorhanden war, dann befinden sich diese Unterlagen jetzt beim VDK.
In den Kriegsgräberstätten befinden sich auch sog. "Findbücher" zu den einzelnen Gräbern, dort sind etwas mehr Informationen zu den einzelnen Gräbern aufgeführt, als in der "öffentlichen" VDK-Gräberdatenbank zugänglich sind. Hilfreich wäre z.B. der aufgelistete Todestag bei den Gräbern mit "Unbekannten Soldaten". So ließe sich die Suche nach dem Grab besser eingrenzen.
Die Frage lautet also: "Befinden sich in San Michele/Cagliari/Sardinien Gräber mit Todesdatum 5.3.1941 und unbekannten Soldaten ?". Wenn ja, dann ließen sich die Namen der "Unbekannten" durch Exhumierung und DNA-Vergleich herausfinden.
Übrigens befindet sich in der Nähe von San Michele die Nato-Airbase Decimomannu (im Piloten-Jargon "Deci" genannt), die auch von Maschinen der Bundesluftwaffe häufig für Schießübungen über dem Mittelmeer benützt wird. Der heutige internationale Flughafen Cagliari, "Elmas", wurde - wie auch "Deci" - schon von der Luftwaffe im 2.WK benützt.
In "Deci" findest Du evtl. beim dortigen Bw-Kommando Unterstützung bei einem Besuch in San Michele.
Flasche leer ... mehr weiss ich dazu nicht.
Viel Glück bei der Suche,
besten Gruß,
Uwe aus KA
|
|
15.01.2011 18:02 |
|
|
Joschi
Eroberer
Dabei seit: 17.09.2006
Beiträge: 70
Herkunft: Saarland
|
|
Uwe
einen freundschaftlichen Dank für deine sehr detaillierten Ausführungen. Ich weiß, dass es viel Zeit in Anspruch nimmt, umso mehr freut mich deine Ausführlichkeit,....
Ich hoffe wir konnten unserm österreichischen Kollegen damit weiterhelfen, und ich hoffe, dass er noch mit eigener Kraft und Aufwand das mögliche Grab seines Großonkels ausfindig machen kann und uns dann davon berichtet,...
ein BLUE SKY
aus dem sonnigen Saarland..
Joschi
|
|
15.01.2011 20:15 |
|
|
Eibensteiner
Jungspund
Dabei seit: 11.01.2011
Beiträge: 10
Herkunft: Niederösterreich
Themenstarter
|
|
Uwe,
mit soviel Information habe ich nicht gerechnet, als ich meinen Beitrag ins Forum gestellt habe. Jetzt würde mir nur noch fehlen, dass du mir schreibst, dass Ludwig Haslinger auf dem Friedhof Reihe xy, Grab yx beerdigt wurde...
Noch mal herzlichen Dank für die "Hack´n", die du dir angetan hast (Werde natürlich hier berichten, was meine weiteren Nachforschungen ergeben haben)
Gruß aus NÖ
Thomas
|
|
15.01.2011 21:56 |
|
|
Thomas Gruber
VKSVG Mitglied
Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 646
Herkunft: 3430 Tulln an der Donau/Österreich
|
|
Hallo Thomas,
hier noch was intessantes zu jener Ju 87 aus der Verlustliste von Uwe.
Ju 87 B1 , J9+CH
Flugzeugführer
Unteroffizier Singer Willi
29.9.1918 Nürnberg
Bordfunker
Obergefreiter Stapf Paul
6.9.1916 Mindelheim
Beide Gräbersuche VDK:
Gefallen: 5.3.1941
Todes/Vermisstenort: 3 km v. Flugplatz Halfar/Malta
Der Flugplatz liegt ja an der Küste!
In Verlustmeldung von Uwe:
Absturz in See nach Luftkampf mit Jägern
Die Besatzung liegt heute auf der Kriegsgräberstätte in Cagliari/Italien begraben.
Block 1 - Grab 8
Wenn jene Maschine ins Meer stürzte, wurde die Besatzung trotzdem geborgen und liegt heute in Italien gegraben!
Was wohl dann aus der Besatzung Haslinger/Latzelperger wurde?
LG aus Tulln/NÖ
Thomas
__________________ ---------------------------------------------------
TOT IST NUR, WER VERGESSEN IST.
---------------------------------------------------
|
|
15.01.2011 22:38 |
|
|
|
Hallo,
Umgebettet wurden zumindest :
1. Leutnant Wilfried Babinek
2. Obergefreiter Josef Bauer
3. Oberleutnant Gerhard Becker
4. Unteroffizier Heinrich Becker
5. Gefreiter Alfred Beier
6. Unteroffizier Paul Böger
7. Obergefreiter Kurt Böhme
8. Obergefreiter Wilhelm Böttcher
9. Obergefreiter Karl Heinz Bülow
10. Unteroffizier Ferdinand Bürger
11. Feldwebel Franz Buczek
12. Oberfeldwebel Valentin Daus
13. Karl Dickert
14. Gefreiter Theodor Drees
15. Oberleutnant Richard Eckhardt
16. Feldwebel Martin Fastnacht
17. Obergefreiter Hans Feldeisen
18. Unteroffizier Josef Erwin Forster
19. Feldwebel Hans Frank
20. Gefreiter Karl Gamber
21. Karl Geilenkirchen
22. Unteroffizier Willi Gomoll
23. Gefreiter Richard Gropp
24. Zollassistent Albert Günzel
25. Gefreiter Wilhelm Gutt
26. Unteroffizier Friedrich Haas
27. Gefreiter Karl Haff
28. Obergefreiter Gernot Hartmann
29. Oberleutnant Ulrich Heinze
30. Leutnant Karl Heiser
31. Unteroffizier Eduard Henneberger
32. Obergefreiter Fritz Junghans
33. Leutnant Walter Karl Kampmann
34. Unteroffizier Martin Knobloch
35. Obergefreiter Hermann Köster
36. Oberstleutnant Gerhard Kollewe
37. Hauptmann Karl Heins Krahl
38. Gefreiter Kurt Krause
39. Oberfeldwebel Waldemar Kremin
40. Oberfeldwebel Karl Kubitski
41. Unteroffizier Anton Kummerhofe
42. Unteroffizier Heinz Langreder
43. Obergefreiter Ferdinand Lechner
44. Gefreiter Matuschka
45. Hans Meyer-Luelmann
46. Hans Michels
47. Unteroffizier Josef Mirlenbrink
48. Unteroffizier Werner Mischinka
49. Karl Eberhard Möller
50. Gefreiter Heinrich Müller
51. Unteroffizier Harry Müller
52. Waldemar Nikolay
53. Feldwebel Walter Oberländer
54. Arthur Penske
55. Leutnant Dr. Eduard Petertil
56. Unteroffizier Walter Phillip
57. Sebastian Pietsching
58. Gefreiter Andreas Pollack
59. Josef Pöschl
60. Unteroffizier Johannes Prokesch
61. Walter Prüger
62. Unteroffizier Walter Rauer
63. Werner Renken
64. Oberleutnant Hans Ries
65. Oberleutnant Gunther Rudolf
66. Feldwebel Heinz Sauer
67. Willi Sauer
68. Johann Scheidle
69. Karl Schettina
70. Unteroffizier Ernst Franz Schilling
71. Leutnant Felix Dieter Schleif
72. Karl Heinz Schleiermacher
73. Unteroffizier Herbert Wilhelm Schlitt
74. Unteroffizier Franz Schmidl
75. Konrad Schmidt
76. W. Scholter
77. Unteroffizier Anton Schweiger
78. Gefrieter Heinrich Schwarz
79. Unteroffizier Wilhelm Singer
80. Oberfeldwebel Heinrich Slany
81. Leutnant Waldemar Stadermann
82. Oberfeldwebel Albert Stahl
83. Obergefreiter Paul Stapf
84. Obergefreiter Alfred Starke
85. Oberfeldwebel Hans Steus
86. Gefreiter Erwin Suckow
87. Unteroffizier Arnulf Thiemann
88. Unteroffizier Rudolf Vater
89. Oberfeldwebel Alfred Vogel
90. Unteroffizier Heribert Wagner
91. Franz Waldburg
92. August Weber
93. Edwin Weers
94. Hermann Weller
95. Paul Wemkums
96. Unteroffizier Albert Westphalen
97. Gefreiter Rodolf Wiegand
98. Karl Wiersgowski
99. Paul Winkler
100. Leutnant Hans Georg Witt
101. Werner Wonde
102. Obergefreiter Erich Wulf ?
103. Unteroffizier Richard Zehetmair
damit bleibt also bis zur Gesamtzahl 121 eine Differenz. Es könnten also auch nicht identifizierbare Personen umgebettet worden sein.
hier noch ein Nachtrag:
104. Unteroffizier Hans Bretschneider
105. Leutnant Werner Zühlke
106. Oberleutnant Horst von Weegmann
107. Oberfeldwebel Kurt Zube
Der Volksbund gibt auch noch Besatzungen an die auf See blieben. Diese habe ich hier nicht aufgezählt.
Gruß
Jörg
|
|
16.01.2011 00:52 |
|
|
DR40eghs
Jungspund
Dabei seit: 26.11.2007
Beiträge: 10
Herkunft: Karlsruhe
|
|
Hallo Thomas (aus Tulln),
zunächst - dies ist nicht "meine" Verlustliste - sondern ein Auszug aus der Original-Verlustmeldung (Scan vom Microfiche), aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv (BAMA) in Freiburg. Diese Verlustlisten wurden von der 6.Abt., General-Quartiermeister, im Reichsluftfahrtministerium auf Basis der Verlustmeldungen der Einheiten zeitnah zusammengestellt. Diese Listen sind relativ ungenau (Verlustort, Schicksal der Besatzungen, Fehler bei den Namen) und sind als "Geheime Kommandosache" gestempelt. Diese sog. "GQM-Listen" wurden von den Briten (teilweise nur Durchschläge) als Beutegut geborgen und militär-taktisch und -strategisch ausgewertet. Für die Einsatzverbände ist das gesamte Jahr 1944 verschollen. Die Listen wurden auf Mikrofilm abfotogafiert. Eine Kopie liegt heute im IWM-Archiv in London. Eine weitere Film-Kopie wurde an das Pentagon geliefert und liegt heute um US-Nationalarchiv. Die Listen wurden (im Original und eine Microfilm-Kopie) erst in den 60er-Jahren an Deutschland zurückgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war z.B. die Überführung der hier diskutierten Besatzungen nach Cagliari, längst erfolgt. Die Dokumentation der Gräber erfolgte beim VDK nach den zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Unterlagen (in diesem Fall: Gräberliste aus Malta, in diesem Fall noch 1941 erstellt). Die Verlustlisten waren dem VDK zur Auswertung und Dokumentation damals noch nicht zugänglich.
Wenn Besatzungen in Gefangenschaft gerieten, dann erfolgte die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen über das internat. Rote Kreuz. Ebenso, wenn die Toten identifiziert waren. Beides war nur möglich auf dem "westlichen Kriegsschauplatz". Die Namen der Kriegsgefangenen wurden von beiden Seiten NICHT den gegnerischen Streitkräften mitgeteilt. Anscheinend wurde die Ungewissheit bei den Streitkräften bei "Vemissten" von beiden Seiten als kriegswichtiger Vorteil bzw. Nachteil für den Gegner eingestuft.
Viele der dort "vermisst" aufgeführten Besatzungen kehrten nach dem Krieg aus Gefangenschaft zurück. Manche Besatzungen sind in Gefangenschaft verstorben. Andere wurden erst (lange) nach Kriegsende gefunden/geborgen - oder die Todesumstände durch Auswertung der "Feind"-Archive und Friedhofslisten - oder durch Berichte in lokalen Archiven (Kirchen- und Schularchive, Gemeinde- und Kreisarchive usw.) geklärt. Und natürlich über ehrenamtliche Initiative von Privatpersonen (Enthusiasten, Hobby-Historiker, Lokalchronisten usw.).
Es werden heute immer noch neue "Fälle" geklärt. Beispielsweise ist die "Arbeit" in ehemaligen Ostblockstaaten erst seit dem Ende des "Kalten Krieges" möglich. Dortige Archive sind für "Wessis" aber weitgehend unerschlossen (auch für die dortige lokale Öffentlichkeit).
Mit manchen (Nachfolge-)Staaten der ehemaligen Gegner existieren noch keine Kriegsgräber-Abkommen (Belarus ?) - oder die Aufklärungsarbeit wird durch lokale Behörden - manchmal zur Durchsetzung politischer oder kommerzieller Interessen - behindert.
Oftmals wurden auch Spuren durch die Aktivität von Schrottsammlern für immer verwischt (in den 40er- und Anfang der 50er brachte die Bergung eines Flugzeug Leichtmetall-Motorblocks den Gegenwert für einen VW-Käfer ein !), heute eher durch sog. "Schatzsucher" und "Militaria-Sammler". In manchen ehemaligen Ostblock-Ländern werden auch Schlachtfelder von kommerziell motivierten "Raubgräbern" systematisch geplündert - um z.B. Militaria für den "grauen Markt" zu bergen. Gleiches gilt für Flugzeugwracks.
Die Mitarbeiter des Volksbundes sind überwiegend ausgelastet mit der Klärung und Umbettung der Toten von der Ostfront. Das betrifft auch Besatzungen der Luftwaffe. Dass diese Arbeit nicht "effektiver" bewerkstelligt werden kann, liegt an den Politikern in unseren beiden Staaten (Österreich, BRD). Und teilweise kann ich sogar das Desinteresse der Regierungsparteien nachvollziehen. Sobald hier ein größeres Budget für die Arbeit des Volksbunds beschlossen würde, kämen sofort bestimmte Oppositionsparteien aus ihren Löchern - und würden "Heldenverehrung" von "faschistischen Täter-Soldaten" unterstellen und einen "politischen Skandal" heraufbeschwören. Und bestimmte Medien würden sofort Schlagzeilen verfassen mit Titeln wie z.B. "Geld für faschistische Tätersoldaten ist vorhanden - Harz4 wird deshalb gekürzt". Aus dem gleichen Grund ist auch die Mithilfe von Bundeswehr und Bundesheer weitgehend auf ein Minimalmaß beschränkt (oder es wird nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten). Muss ich das wirklich noch weiter ausführen ?
Dem hier beliebten "VDK-Bashing" kann ich nicht zustimmen. Die Leute dort machen - wenn man die verfügbaren Budgets und Ressourcen betrachtet - gute Arbeit. Die richtigen Adressaten für eure Beschwerden sind die Politiker ! Fragt doch mal den jeweiligen Kandidaten - z.B. bei Wahlkampfveranstaltungen vor den kommenden Wahlen - wie er/sie zu den Kriegstoten des 2.WK steht und ob und wie er/sie die Arbeit des VDK unterstützt.
zur J9+CH, Besatzung Singer/Stapf :
Laut "Shores" erfolgte der Absturz über See. Wobei nicht nachvollzogen werden konnte, ob die Maschine durch Jäger- oder Flakbeschuß abstürzte - oder durch eine Kombination beider Ursachen. Da der Absturz in einiger Distanz (mehr als ein Kilometer) vor der Küste erfolgte, wurden Details nicht beobachtet/erkannt. Die Angreifer waren mit ihrer Fliegerei beschäftigt - die Verteidiger mit der Abwehr der Flugzeuge in der Luft. Wie bereits gesagt: für "sight-seeing" und ausführliche Beobachtungen war für beide Parteien keine Gelegenheit.
Ich sage gerne: ich war damals nicht selbst dabei. Und meine Glaskugel für die Hellseherei ist leider gerade kaputt.
Wir sollten uns an die überlieferten Fakten halten und vom Spekulieren eher absehen - finde ich.
Die Bergung und Identifizierung von Flugzeugbesatzungen (einzelne oder alle Mitglieder) kam bei Abstürzen/Notwasserungen in Küstennähe häufig vor. Dies hat mehrere Ursachen:
- es gelang noch der Absprung - aber der Fallschirm öffnete sich aufgrund zu geringer Absprunghöhe nicht mehr
- die Besatzung konnte das Flugzeug noch nach einer Notwasserung verlassen, ertrank aber bei dem Versuch an Land zu schwimmen. Seenotboote waren nicht rechtzeitig zur Stelle.
- das Flugzeug "zerplatzte" beim Aufprall auf das Wasser und die Besatzung wurde herausgeschleudert
- die Besatzung starb im Wasser an den durch Beschuß erlittenen Verletungen
Auf die weitere "forensische Details" möchte ich hier nicht eingehen. Nur so viel: bekanntlich kommen Wasserleichen bei einsetzender Verwesung an die Wasseroberfläche.
Bei Einsätzen über Wasser trugen alle Besatzungen Schwimmwesten. Wenn diese aufgeblasen war, dann trieb die Leiche (bei zerborstenem Kabinenglas und gerissenen Gurten) an die Oberfläche.
Und dann gibt es noch die vielen Fälle mit Flugzeugbesatzungen im Schlauchboot ...
Jedenfalls waren die Chancen für eine Bergung der Leichen in Küstennähe recht gut. Entweder die Leichen wurden durch Strömung und Wind an die Küste getrieben und dort gefunden. Oder sie wurden von Seenotbooten (natürlich auch um Malta eingesetzt !) oder von Fischern geborgen und an Land gebracht. Da die Flugzeuge im Meer nicht verbrannten oder explodierten, waren auch die üblichen Merkmale zur Identifikation der Besatzungen noch vorhanden (Erkennungsmarke, Brieftasche mit "Frontfliegerausweis" = Name und ID-Nummer). Bei Abstürzen über Land - speziell bei hoher Aufprallgeschwindigkeit - wurden die Reste von Flugzeug und Besatzung (auf felsigem Grund) über eine große Fläche gestreut.
Weitere Auführungen zu typischen Flugzeugabstürzen spare ich mir - das überlasse ich eurer Phantasie. Wenn ihr euch das "Schlimmste" denkt - dann entspicht das genau den typischen Umständen.
Bis Ende 1942 gab es die "Unfallberichte aus aus flugmedizinischen Gesichtspunkten", verfasst von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL). Diese Berichte dienten der Information für Sanitätsstaffeln und zur Auswertung von Unfallursachen. Heutzutage gibt es das "Bulletin" der "Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung" (BfU, Teil-öffentlich). Beide(s) dient(e) zur Vermeidung von Unfällen und Reduzierung von Personenschäden.
Dies möchte genügen.
Herzlichen Fliegergruß,
Uwe aus KA
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von DR40eghs: 16.01.2011 02:04.
|
|
16.01.2011 01:55 |
|
|
Thomas Gruber
VKSVG Mitglied
Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 646
Herkunft: 3430 Tulln an der Donau/Österreich
|
|
Hallo Uwe,
das die Verlustlisten nicht "deine" waren, war mir schon klar, aber leichter zu schreiben, welche Liste ich meinte!
Hab ja auch über hundert Seiten der Verlustlisten als Kopie!
@Jörg,
gab es zu den Listen der Umbettungen aus Malta weitere Daten zu den Soldaten?
Von der Gräbersuche des VDK ein paar Daten zu den ersten 30 Umgebetteten aus Malta.
Beim Gefr. Beier steht auch "Malta angeschwemmt", einen Tod wie Uwe ihn schon beschrieben hat.
LG
Thomas
__________________ ---------------------------------------------------
TOT IST NUR, WER VERGESSEN IST.
---------------------------------------------------
|
|
16.01.2011 20:02 |
|
|
|
Hallo Thomas,
Zitat: |
gab es zu den Listen der Umbettungen aus Malta weitere Daten zu den Soldaten? |
Ja, es gibt weitere Daten. Aber diese Daten sind nicht relevant. Ich bezweckte mit der Veröffentlichung und vielleicht Ergänzung von anderen die Zahl zu begrenzen die wirklich als Unbekannte in Frage kommen. Wie schob Angemerkt gibt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberführsorge dieses an:
Zitat: |
121 Gefallene des 2. Weltkrieges wurden vom Pembroke-Friedhof 1960 auf den deutschen Soldatenfriedhof Cagliari/Milis Italien umgebettet. |
dem stehen jetzt 107 namentlich bekannte Umbettungen gegenüber.
Gruß
Jörg
PS. Die von Uwe genannten Todesumstände ... sind mir bekannt aber haben meiner Meinung nach hier nichts zu suchen.
|
|
16.01.2011 20:25 |
|
|
Thomas Gruber
VKSVG Mitglied
Dabei seit: 12.09.2006
Beiträge: 646
Herkunft: 3430 Tulln an der Donau/Österreich
|
|
Hallo Jörg,
habe noch einen Flyer mit den deutschen Kriegsgräberstätten in Italien im Internet gefunden, dort aber mit mehr umgebetteten Soldaten aus Malta.
Cagliari/Sardinien
190 Kriegstote waren zunächst auf dem britischen Militärfriedhof Pembroke auf der Insel Malta beigesetzt, bis sie 1960 auf das Gräberfeld in San Michele umgebettet wurden.
Welche Zahl stimmt jetzt? - 121 oder 190 -
Die Soldaten des 1 WK blieben ja auf Malta!
LG
Thomas
__________________ ---------------------------------------------------
TOT IST NUR, WER VERGESSEN IST.
---------------------------------------------------
|
|
16.01.2011 21:57 |
|
|
|
Hallo Thomas,
die Kriegsgräberstätte gibt mir auch Rätsel aus. Schau bitte selber.
Volksbund-Malta
Entweder wissen die selber nicht was ihre italienischen Hilfen umgebettet haben ...????
Gruß
Jörg
|
|
17.01.2011 15:02 |
|
|
DR40eghs
Jungspund
Dabei seit: 26.11.2007
Beiträge: 10
Herkunft: Karlsruhe
|
|
Zitat: |
Original von Thomas Gruber
Habe beim VDK aber auch einen Soldaten entdeckt, der auf/um Malta vermisst ist.
Oberfeldwebel
Nakosky Fritz
19.07.1911 Berlin
Todes-/Vermisstendatum: 19.01.1941
Todes-/Vermisstenort: Malta
Nach den uns vorliegenden Informationen ist die o. g. Person seit 19.01.1941 vermißt.
Da wird rund um Malta noch nicht alles aufgeklärt sein!!
LG
Thomas |
Hallo Thomas,
falls es interessiert:
Ofw. Fritz Nagosky
war Beobachter in der 8./LG 1. Die gesamte, 4-köpfige Besatzung ist seit 19.1.41 in ihrer Ju 88, Kennung 'L1+ES', nach Luftkampf mit Hurricanes, vermisst.
Gleiches Schicksal, bei demselben Angriff, die Besatzung Hptm. Wilhelm Dürbeck (L1+AS).
Mit Fliegerguß,
Uwe aus KA
|
|
19.01.2011 09:59 |
|
|
Eibensteiner
Jungspund
Dabei seit: 11.01.2011
Beiträge: 10
Herkunft: Niederösterreich
Themenstarter
|
|
RE: Umbettungen von Malta |
|
Hallo Jörg,
woher hast Du die Liste der von Malta nach Sardinien umgebetteten dt. Soldaten, de Du am 16.1.eingestellt hast? (vielleicht stehe ich auf der Leitung;...ich bemühe mich gerade, alle Informationen, die ich bekommen habe, auf einen Nenner zu bringen, um meinen Suchbereich etwas einzuschränken...und hoffe gleichzeitig auf baldige Antwort der WASt und des VB).
lg
Thomas
|
|
19.01.2011 23:09 |
|
|
|
Hallo,
ich ziehe den Thread noch mal nach oben. Ich habe zwischenzeitlich Kenntnis darüber das gefallenen deutsche Soldaten von Malta nicht nur nach Cagliari/Sardinien sondern auch nach Motta St. Anastasia/Sizilien umgebettet wurden.
Bin zur zeit dabei die Listen durch zuschauen. Bei über 5400 Handschriftlichen Eintragungen wird es aber noch dauern. Da phonetische Fehler in der Liste auftreten könnte vielleicht was dabei sein.
Gruß
Jörg
|
|
26.03.2011 18:24 |
|
|
Eibensteiner
Jungspund
Dabei seit: 11.01.2011
Beiträge: 10
Herkunft: Niederösterreich
Themenstarter
|
|
Servus Jörg,
danke für den interessanten Beitrag.. bis jetzt war mir das unbekannt!
Bis heute habe ich vom VDK zusätzlich zu den bereits bekannten Infos die Erkennungsmarken-Nr. von meinem Großonkel Ludwig Haslinger bekommen (-26/69065-); von der WAST erhoffe ich mir in einigen Monaten eventuell weitere Infos (Anfrage von mir im Jänner 2011)!
Schöne Grüße
Thomas
|
|
27.03.2011 22:49 |
|
|
|